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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 36
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-01/0038
spruch des Bürgeln-Bundes beim Landgericht Freiburg wieder aufgehoben. Sichler
, der die illegale Übernahme durch Göring durch die Aufgabe seiner Grundbuchrechte
unterstützte, wurde zur Zielscheibe der Angriffe (als einzige Institution
war das RLM bereit, Bürgeln im derzeitigen Zustand als Kulturobjekt zu erhalten
und weiter für die Bevölkerung offen zu halten). Am 24. Januar 1943 in Eimeidingen
wurden Richard Sichler und Erwin Gugelmeier aus dem Bürgeln-Bund ausgeschlossen
. Die beiden Akteure, denen wir das heutige Bürgeln verdanken, wurden
übel vom NSDAP-Kreisleiter diffamiert („ ...dieser Mann gehört in ein Konzentrationslager
!"). Sichler war im Gegensatz zu Gugelmeier anwesend. Die besondere
Brisanz in Eimeidingen: Den Antrag auf Ausschluss formulierte der erste
Dichter des Markgräflerlandes, Hermann Burte. Sichler und Burte waren, zumindest
bis 1933, befreundet. Sichler bewunderte den Dichter und hatte ihn im Kreise
seiner niedersächsischen Heimat vorgestellt. Und für Burte war Sichler einer jener
seltenen Spezies unter den Industriellen, die der Verantwortung für die deutsche
Kultur gerecht wurden. Aber jetzt war alles anders. Jetzt trennten sich ihre Wege.

Hugo Grüner, der Kreisleiter der NSDAP, übernahm jetzt die Regie auf Bürgeln.
Aber so einfach, wie er es sich vorstellte, ging es nicht ganz. Wohl gelang es ihm,
Sichler nach dem Vereinsausschluss auch die Ehrenbürgerwürde zu entziehen
durch dessen schwachen Bürgermeister Bermeitinger in Obereggenen, aber ihn
von Bürgeln zu entfernen gelang ihm zusammen mit dem Müllheimer Landrat
Ribstein nicht, obwohl beide das Innenministerium in Karlsruhe bedrängten. Bei
Gugelmeier scheiterte Grüner gar mit dem Antrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerwürde
. Der Gemeinderat Lörrach folgte ihm nicht.

Sichler verweigerte daraufhin längere Zeit jede Kommunikation - nach wie vor
war er regulärer Pächter auf Bürgeln. Aber er wollte noch immer weg - weg von
Bürgeln, aber eben doch nur, wenn er jemanden fände, der das von ihm Geschaffene
übernehmen und für die Bevölkerung weiterhin erhalten würde.

So wurde er 1944, als Kreisleiter Grüner den Gauleiter Badens, Robert Wagner,
bat, eine neue Verwendung für Bürgeln zu suchen, mit der „Goebbels-Stiftung"
aus Berlin einig. Er verkaufte seine Inneneinrichtung unter der Zusicherung, dass
Bürgeln als Kulturdenkmal erhalten bliebe. Propagandaminister Joseph Goebbels
dachte an ein Heim für Kulturschaffende, eine Namensliste hatte er im Herbst
1944, als das Dritte Reich im Untergang begriffen war, bereits persönlich zusammengestellt
. Die Stiftung zog zwar im Sommer ein, August Kaiser aus Badenwei-
ler übernahm die Verwaltung, doch die Zimmer blieben leer, die ausgewählten NS-
Schriftsteller und -Künstler kamen nicht mehr in den Genuss Bürgelns.

Auch nach Ende des Krieges, als seine Vertragspartner tot oder als NSDAP-Verantwortliche
interniert waren, konnte sich Sichler nicht von Bürgeln trennen: Obwohl
er formal keine Funktion mehr ausübte - seine Verträge waren aufgelöst und
seine Kunstsammlungen an die Goebbels-Stiftung verkauft - übernahm er die Verantwortung
für den Beschuss Bürgelns vom 3. April 1945. Er setzte das Gebäude
wieder in Stand. Außer ihm war weit und breit niemand mehr da, auch einen Bürgeln
-Bund gab es nicht mehr.

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