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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 76
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Durch eine groß angelegte Unterschriftenaktion und eine Kundgebung in Istein
konnte die Steinbrucherweiterung verhindert werden. Es dauerte jedoch nochmals
fast 20 Jahre - bis am 16. Oktober 1986 Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser
den Isteiner Klotz zum 500. Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg erklärte.

Nach der Rheinregulierung durch Tulla veränderte sich die Landschaft in der
Isteiner Bucht grundlegend. Aus der Flussaue entwickelte sich in den letzten 160
Jahren die Trockenaue. Alte Gewann-Namen erinnern noch daran, z.B. Mühlegrund
, Totengrien, Klosterwörth. Eine direkte Straßenverbindung zwischen Istein
und Kleinkems wurde möglich. Durch die Verkürzung des Rheinlaufes hat sich die
Strömungs-Geschwindigkeit erheblich erhöht und der Rhein grub sich immer tiefer
in sein Bett, bei Istein in den Jahren von 1843 bis 1925 um ca. 2,70 Meter ein,
was dann die Isteiner Schwellen ausspülte.

Damit verbunden fiel der Grundwasserspiegel ebenfalls ab. Durch den Bau des
Rheinseitenkanals (ab 1928) wurde der Grundwasserspiegel unterhalb der Isteiner
Schwellen nochmals stark abgesenkt. Aus dem einstigen feuchten Auenwald entwickelte
sich die Trockenaue. Heute, nach fast 170 Jahren, haben sich hier wertvolle
Trockenbiotope mit einer reichhaltigen Fauna und Flora entwickelt. Zur Zeit
werden durch das integrierte Rheinprogramm weniger wertvolle Teile des Rheinvorlandes
ausgekiest, die bei Hochwasser überflutet werden sollen und wo sich
auch wieder eine Flussaue bilden soll.

Das Naturschutzgebiet „ Totengrien "

In katholischen Gemeinden war es früher üblich, Selbstmörder außerhalb des offiziellen
Friedhofs zu begraben. Als der Friedhof bei der Kirche in Istein zu klein
wurde, musste der Begräbnisplatz für Selbstmörder und angeländete Tote am Isteiner
Klotz verlegt werden. Dazu wählte man eine Rheininsel aus, die den Namen
„Totengrien" erhielt (Griene sind niedrige Rheininseln mit Gebüsch und Gras, die
bei mittleren Hochwässern überflutet wurden. Werthe waren hohe Rheininseln mit
Wald, die nur bei extrem Hochwasser überflutet wurden.) und richtete dort einen
neuen Begräbnisplatz für Selbstmörder und Angeländete ein.

Bis Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das „Totengrien" von
der Gemeinde Istein jährlich als Streu wiese versteigert. Danach pachtete Dr.
med. Rasbach aus Glottertal, ein ausgezeichneter Orchideenkenner und wissenschaftlicher
Fotograf, das „Totengrien" und beauftragte die Bergwacht Istein mit
der Pflege. Am 1. Juni 1973 wurde das „Totengrien" wegen seines reichhaltigen
Orchideenvorkommens unter Naturschutz gestellt. Seit dieser Zeit pflegt und betreut
die Bergwacht Istein das „Totengrien". Es zählt zu den artenreichsten
Orchideenstandorten im südlichen Oberrheingraben. Werden im NSG „Isteiner
Klotz" nur punktuelle Pflegemaßnahmen durchgeführt, so ist es im „Totengrien"
notwendig (um die Verbuschung zu verhindern), jährliche Pflegearbeiten durchzuführen
.

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