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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 129
(PDF, 29 MB)
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haupt schmerzlich zu vermissen ist, dass kaum etwas über den Alltag dieser und
anderer Bauernfamilien aufgezeichnet wurde. Wir wissen also nicht, ob er sehr
tüchtig war und gute Erträge erzielte. Dass er als wohlhabend gelten kann, darauf
deutet einmal das Vermögen in Höhe von 2 000 fl (Florinth oder Gulden), auf das
der Eggbauer geschätzt wurde6, als es später darum ging, die Höhe von Kontributionen
und Strafgeldern festzulegen. Darauf deutet aber auch ein Dokument im Generallandesarchiv
in Karlsruhe, dem wir entnehmen können, dass im Jahre 1746,
die Unruhen waren vorbei und Strafgelder mussten erhoben werden, wegen der
wirtschaftlichen Bedeutung, die der Egghof für das Stift hatte, die Stiftsverwaltung
gemeinsam mit dem Waldvogt, Herrn von Schönau, eine „schuldrechtliche
Verfallserklärung" der Ländereien des Eggbauern verhinderte7. Und schließlich
begegnet uns während der Unruhen auch ein Knecht des Eggbauern unter jenen,
die als Deputationen der Bauern nach Wien gingen. Im Hof halfen also mehrere
Personen der Bäuerin, die Vieh, Feld und Wald zu bewirtschaften hatte.

Wie es zu den hohen Vermögensstrafen des Eggbauern kam, darüber soll nun
berichtet und seine Rolle in den Salpetererunruhen skizziert werden.

4.

Eher zufällig, so scheint es, folgt man seinen eigenen Auslassungen in Verhörprotokollen
, geriet der Eggbauer, der sich schon zuvor öffentlich gegen Ansprüche
des Klosters St. Blasien, der mächtigsten und reichsten Herrschaft auf dem Wald,
ausgesprochen hatte, in die Salpeterer-Händel hinein. Es war bei den frommen
Hauensteinern üblich, Marienwallfahrten nach Todtmoos oder Einsiedeln zu unternehmen
. Auch der Eggbauer wallfahrte Anfang Juni 1728 nach Einsiedeln. Dort
traf er Martin Thoma, den Haselbachmüller aus Weilheim, und Johannes Marder,
den Müller aus Eschbach, die auf dem Weg an den Kaiserhof in Wien waren. Sie
wollten den Kaiser bitten, dem Gotteshaus St. Blasien zu untersagen, die Begriffe
„leibeigen" bzw. „eigen" in der Huldigungsformel ihrer Lehnbauern bzw. Hörigen
zu verwenden. Und für dieses Vorhaben erbaten Sie den Beistand der Jungfrau
Maria. Der Eggbauer schloss sich den beiden an. Von nun an, bis zum Ende der
Unruhen im Jahre 1745, treffen wir den Eggbauern kaum auf dem Wald an. Er
blieb, mal unfreiwillig und mal aus eigenem Entschluss, immer wieder seiner Heimat
fern. Auf ein persönliches Motiv für diese und andere Reisen deutete später
der Waldshuter Amtsschreiber Martin Späth. Anlässlich seiner Einvernahme vor
einer Regierungskommission nach den Unruhen im Jahr 1745 behauptete er, dass
den Eggbauern „das Missvergnügen mit seinem missgestalteten Weib, das er nur
des Geldes wegen geheiratet habe, aus dem Haus getrieben hat". Weitere Belege,
die diesen Motivationshintergrund bestätigen könnten, fehlen. Und wenn man bedenkt
, was dem Eggbauer widerfahren ist, dass er zum Beispiel von seinem Engagement
für den Erhalt der alten Freiheiten und Rechte gleich am Anfang und ohne
Gerichtsverfahren mehrere Monate in Ketten unter primitivsten Bedingungen in
Gefängnissen in Freiburg und Wien hat zubringen müssen, dann, so lässt sich

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