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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 130
(PDF, 29 MB)
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durchaus nachempfinden, wird er einen ganz persönlichen und nachhaltig wirkenden
Zorn auf alle jene gehabt haben, die ihm das vermeintlich oder tatsächlich eingebrockt
hatten.

Der „Eggbauer", wie er im Land genannt wurde, war zwar nicht der einzige Anführer
in den Salpeterer-Unruhen, wohl aber einer der bekanntesten und, seit Mai
1745, der gefürchtetste. In einer Fahndungsmitteilung wird er beschrieben als von
„großer und corpulenter Statur, trägt sich schwarzwälderisch, mit einem länglichen
schwarzen Bart, Modernden Hosen, weißleinener Halskäß, einer Warze im
Gesicht8. Er besaß ganz offensichtlich ein lebhaftes Temperament und hatte „sich
nicht im Griff', wie wir heute sagen würden. Besonders wenn er getrunken hatte,
und dem Alkohol sprach er gerne zu, wurde er ausfallend und sehr aggressiv. In
den späteren Gerichtsverfahren gegen ihn wurde sein unbändiges aufbrausendes
und zu Gewalttätigkeiten neigendes Wesen damit erklärt, dass er so früh den Vater
verloren hatte.

Zurück zu der ersten Wienreise im Jahre 1728. Dort bemühten sich die Wälder
um eine Audienz beim Kaiser. Sie mussten lange warten und wurden wieder und
wieder hingehalten und vertröstet. Die drei Bauern erhielten Verstärkung, als noch
Hans Fridolin Gerspach aus Bergalingen und Blasius Hottinger, der „Spielmann",
hinzukamen. Diese selbsternannte Hauensteiner Deputation schaffte es aber nicht,
bis zum Kaiser vorzudringen. Ihre von den Obrigkeiten nicht genehmigte Reise
nach Wien war dort, dank der Botschaften des Klosters St. Blasien, bereits bekannt
. Es war vor allem Pater Marquart Hergott, Vertreter St. Blasiens am Wiener
Hof, der dafür sorgte, dass alle in Gewahrsam genommen wurden und darin verblieben
. Von Wien aus wurden die fünf nach Freiburg, dem Sitz der vorderösterreichischen
Regierung, gebracht und dort „eingetürmt". Über ein Jahr saßen sie unter
erbärmlichen Bedingungen ein, bis es zu einer Verhandlung kam. Die bis dahin
führenden Salpeterer wurden aus der Heimat verbannt und nach Belgrad zum
Schanzen verbracht. Der Eggbauer musste für ein halbes Jahr nach Breisach und
dort schanzen. Wieder auf freiem Fuß, trieb es ihn wenig später wieder nach Wien,
um dort die Interessen der salpeterisch gesonnenen Einungsgenossen zu vertreten.
Diesmal wanderte er gemeinsam mit Michael Tröndle aus Bergalingen, dem
„Schwarzmichei", und Josef Meier von Au, dem „Glasmännle", nach Wien. Das
Ergebnis dieser Mission war die erneute Verhaftung des Eggbauern, der nun, bis in
das Jahr 1741, teils in Wien im Turm teils in der Festung Comorn in Ungarn festgehalten
wurde.

1738 machten sich zwanzig Deputierte, trotz strenger Verbote, unerlaubt das
kaiserliche Hoflager zu besuchen, erneut auf den Weg nach Wien. Es gelang ihnen
sogar, dem Kaiser auf der Jagd in Laxenburg eine Bittschrift zu überreichen, worin
sie baten, dass man die gefangenen Hauensteiner doch wieder freilassen möge.
Ohne dass ihre Bitte erfüllt wurde, schickte man sie nach Hause.

Erst 1741, inzwischen regierte im Habsburger Reich Maria Theresia, wurde den
Gefangenen erlaubt, in ihre Heimat zurückzukehren, wenn sie vorher Urfehde
schwören würden. Unser Eggbauer weigerte sich zwar, kam aber dennoch vor-

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