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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 132
(PDF, 29 MB)
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und zeitweilig sogar der Waldvogt hatten sich nach dort abgesetzt. In Vorderösterreich
hatte ein französischer Kommissar das Sagen. Eine ungebetene Besatzungsmacht
erhob Kontributionen, und alle Freiheiten, um die die Salpeterer mit den
Obrigkeiten rangen, waren in weite Ferne gerückt. Wenn die Salpeterer mit einer
rechtmäßigen Herrscherin einen Vertrag abschließen und Steuern, Abgaben und
Militärdienst gegen die alten Rechte und Freiheiten eintauschen wollten, dann
musste Maria Theresia erst einmal wieder über Vorderösterreich regieren. Aus dieser
Einsicht heraus verstärkte sich bei den Salpeterern das patriotische Motiv, und
sie überlegten, was sie dazu beitragen könnten, um Bayern und Franzosen wieder
loszuwerden. Auch in Vorarlberg und an anderen Orten wurden bereits von der
zentralen Landesdefensivkommission in Bregenz unter der Leitung des Grafen
von Chotek allgemeine Völkserhebungen gegen die Franzosen organisiert, die der
bedrängten Maria Theresia wieder zu ihrem Recht verhelfen sollten.

Die Salpeterer gingen nun daran, ihrerseits den Widerstand zu organisieren. Als
der Eggbauer aus diesen Gründen im Herbst 1744 zurückkehrte, weigerte er sich,
wie bereits erwähnt, den neuen Machthabern zu huldigen. Mit ihm sahen viele andere
Einungsgenossen eine gute Gelegenheit, ihre Treue zum Hause Habsburg unter
Beweis zu stellen und Gut und Blut zu geben. Es waren der Rechtsanwalt Dr. Berger
, der mit einer Schwester des Laufenburger Apothekers Nicolai Hartmann verheiratet
war, ein Obristleutnant von Lüttichau, als militärischer Fachmann von den Salpeterern
angeworben, und der Eggbauer und seine Freunde, die sich darum
bewarben, die hauensteinischen Grenzen vor den Franzosen schützen zu dürfen.
Berger erreichte in Bregenz beim Grafen Chotek, dass ihm der offizielle Auftrag zur
Verteidigung der Grafschaft übertragen und er an die Spitze einer von ihm zusammenzustellenden
Landesdefensivkommission berufen wurde. Zu seiner Unterstützung
wurde ihm eine Abteilung von 50 Husaren zur Verfügung gestellt. Nun füllten
die Salpeterer das von den vorderösterreichischen Regierungsstellen und den Besatzungstruppen
hinterlassene Machtvakuum. Mit Vollmachten versehen und begleitet
von den erwähnten Soldaten, holten sie Gewehre und ihre Fahne aus Waldshut, dem
Sitz des Waldvogts, und zogen am 16. Mai 1745 an die Westgrenzen bis
Rheinfelden, um dort im Bedarfsfalle ihre Heimat zu verteidigen. Diese Geste, die
militärisch ohne Bedeutung war und, da sich in dieser Zeit ohnehin kein Franzose
oder Bayer am Hochrhein sehen ließ, auch ungefährlich, wirkt aus heutiger Sicht
eher absurd denn als eine patriotische Tat. Und wenn wir über die uns erhaltenen
Akten ein wenig von dem Wirrwarr erfahren, der bei den verschiedenen vorderösterreichischen
Regierungsstellen, den Truppenkommandeuren oder den Kommissären
aus Innsbruck und Wien in der Zeit vor Kriegsende geherrscht haben muss,
dann wundert uns nicht, dass sich alle Ereignisse so widersprüchlich und chaotisch
gestalteten. Doch für die beteiligten Salpeterer war klar, dass sie seit der Vereidigung
am 4. Mai 1745 anlässlich der von Dr. Berger nach Görwihl einberufenen Landsgemeinde
ihre Heimat zu schützen hätten, und es war ihnen ernst mit ihrer Mission.

Die Soldaten und ihre bäuerlichen Helfer wollten verpflegt werden. Und dafür
mussten sie, wie stets und überall in jener Zeit, selbst sorgen. Also requirierten sie,

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