http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0039
konnte diese Leitung, die in Äugst in einen Aquädukt überging, 20 000 Kubikmeter
Wasser in die Stadt befördern, das bedeutete, dass pro Einwohner täglich 1000
Liter Wasser zur Verfügung standen, eine ungeheure Menge. Rechnet man Gewerbe
und Industrie dazu, so liegt der heutige Prokopfverbrauch bei etwa 400 Litern.
Wir kehren zurück zum Fahrrad und schieben dieses bergauf (bei Verkehr etwas
unübersichtlich) bis in die Nähe eines Bauernhofes, biegen danach links ab, überqueren
die Autobahn und fahren sofort links zum Amphitheater. Dies ist ein geeigneter
Ort für ein Picknick. Hier gibt es Sitzgelegenheiten, eine Grillstelle und eine
Toilette. Außerdem wird in einer Hörstation in der Arenenwand sehr anschaulich
die Situation der Gladiatoren dargestellt. Das Amphitheater von Augusta Raurica
wurde um 170 n. Chr. erbaut und bot rund 13 000 Zuschauerinnen und Zuschauern
Platz, also praktisch allen erwachsenen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. 16 Zugangstore
erlaubten in kurzer Zeit, alle Sitzplätze zu belegen bzw. zu verlassen. Es
waren blutige Angelegenheiten, die sich hier abspielten: Tierhatzen, Gladiatorenkämpfe
und Hinrichtungen, und das alles bei freiem Eintritt. Getötete Gladiatoren
wurden durch den östlichen Arenenzugang, das „Tor des Todes", hinausgetragen,
überlebende Kämpfer verließen nach einem Opferritual durch das „Tor der Lebenden
" die Arena, dort, wo heute die Tische stehen. Von hier aus hat man einen schönen
Blick auf das Heiligtum der Grienmatt. Altäre der Heilgötter Äskulap und
Apollo legen die Wahrscheinlichkeit nahe, dass es sich nicht nur um einen Kultbezirk
, sondern auch um eine Art Heilbad gehandelt hat.
Wir verlassen das Amphitheater auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind, und
wenden uns bei der Autobahnbrücke nach links hinunter ins antike Augusta Raurica
. Wer mag, kann auf der rechten Seite noch in die große Kloake der Zentralthermen
hinabsteigen.
Da Augusta Raurica eine separate, intensive Besichtigung verdient - vor allem
gilt das für neu das neu gestaltete Museum - sparen wir das für einen anderen Tag
auf und fahren am Theater und Museum vorbei hinunter zu Hauptstraße, in die wir
rechts einbiegen. Nach etwa 200 Metern (gefährlicher Verkehr) biegen wir vorsichtig
nach links ab und fahren hinunter nach Kaiseraugst, dem römischen Castrum
Rauracense. Auf der rechten Seite erkennen wir noch eindrucksvolle Reste
der spätrömischen Kastellmauer, an der man 1961 den einmaligen Silberschatz gefunden
hat, der heute im Museum ausgestellt ist. Bevor wir die Fähre besteigen,
können wir noch den antiken Bischofssitz und die Rheinthermen des einstigen
Kastells besichtigen. Beide Fundstellen sind vom Rheinuferweg aus zugänglich.
Die Ortsbezeichnung „Kaiseraugst" hat übrigens nichts mit römischen Kaisern zu
tun, sondern erinnert uns daran, dass wir uns hier im Kanton Aargau befinden, dessen
Gebiet Fricktal mit Rheinfelden/Schweiz bis 1803 zu Österreich gehörte, also
zum Kaiser in Wien. Augusta Raurica (das heutige Äugst) dagegen liegt im Kanton
Baselland.
Wir überqueren nun den Rhein mit einer Fähre (Fahrzeiten bei Google „Fähre
Kaiseraugst-Herten") an der Stelle, wo sich zur Römerzeit ein ganz wichtiger Brückenübergang
befand.
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