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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 46
(PDF, 29 MB)
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oder Mörderhand einen jähen Tod erlitten hat. Mit ihnen wollte man einen Platz
schaffen, an dem die umherirrende Seele des Toten Ruhe finden sollte und wo die
Sippengenossen den Pflichten des Totenopfers nachkommen konnten. In christlicher
Form dienten Kreuze dann zur Verrichtung der Gebete und der Fürbitte für
die Seele des hier Erschlagenen oder Verstorbenen.^

Das Kreuz zwischen Grenzach und Wyhlen wurde nun stets mit dem gewaltsamen
Tod des Abtes Heinrich II. von der Himmelspforte im Jahre 1372 oder 1373
in Verbindung gebracht. Aus einer zeitgenössischen Notiz erfahren wir, dass Heinrich
„wegen der Erbauung dieser Kirche durch schändliche Bauern im Dorf Kren-
chach getötet worden ist" („pro edificatione huius ecclesie mortuus est de iniquis
rusticis in villa Krenchach").3)

Im „Pfarrführer durch die Pfarrgemeinde Wyhlen" von 1940 bringt auch Pfarrer
H. Lang dieses Kreuz mit jener Mordtat in Verbindung, indem er schreibt: „Nach
der Überlieferung soll es jene Stelle bezeichnen, wo am 29. September 1372 oder
1373 Abt Heinrich II. vom Kloster Himmelspforte (1364-1372 oder 1373) von
den Bauern von Grenzach, die zum Bau der Klosterkirche Frondienste leisten sollten
, ermordet wurde. Vielleicht haben einst die Mönche des Klosters zur Sühne für
diesen Frevel ein Kreuz an dieser Stelle errichtet."

Aufgrund des oben erwähnten historischen Beleges von 1313 („bi dem krüze")
lässt sich aber diese vielleicht schon jahrhundertealte Überlieferung nicht mehr
halten. Abt Heinrich wurde ja erst 1372 oder 1373 erschlagen, während schon
1313 an jener Stelle ein Kreuz erwähnt wird. Außerdem heißt es in der Urkunde
auch, dass er „in villa Krenchach", also „im Dorf Krenzach" getötet worden sei.

Mit wem können wir aber nun dieses Kreuz in Verbindung bringen, nachdem
Abt Heinrich nicht in Frage kommt? Ich glaube, dass uns bei der Suche nach einer
anderen Person eine Urkunde aus dem Jahre 1538 entscheidend weiterhelfen kann.
Darin wird jenes Kreuz nämlich als „sant Christianen chrütz" bezeichnet. Schon
im Jahre 1397 heißt auch ein unweit davon gelegenes Geländestück „sant Cristia-
nenbette". Dieser Flurname ist in den Urkunden und Berainen fast 500 Jahre überliefert
, denn jene Stelle wird noch 1864 „Krischone Bettle" genannt. (Die älteren
Wyhlener kennen diesen Namen z. T. heute noch.) Dass das Kreuz unmittelbar bei
dieser Flur stand, beweist folgender Beleg von 1570: „bey sanct Chrischionen
Bettlein zum Creütz"4).

Wer war nun diese hier erwähnte Christiana?5) Nach einer Legende soll sie zusammen
mit den drei anderen Jungfrauen Cunigundis, Mechtundis und Wibrandis
im 9. oder 10. Jahrhundert auf einer Wallfahrt von Rom nach Äugst gekommen
und auf der Weiterreise gestorben sein. Von Pferden wurde ihr Leichnam dann auf
einen Berg in der Diözese Konstanz gezogen, wo über ihrem Grab eine Kirche errichtet
wurde (die heutige Sankt-Chrischona-Kirche bei Bettingen). Nach einer anderen
Fassung der Legende soll die heilige Christiana auf der Flucht vor den Heiden
zwischen Grenzach und Wyhlen gestorben sein, von wo ihr Leichnam dann
auf einem Ochsengespann an die Stelle der heutigen Sankt-Chrischona-Kirche gefahren
wurde.

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