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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 49
(PDF, 29 MB)
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dem. So verstarb 1667 ein siebenjähriges Kind, von dem es heißt: „hat wohl 4 Jahr
lang Kalch gessen und endlich daran außgeserblet" (3507). Und im gleichen Jahr
starb sogar ein dreijähriges Mädchen, das „lange Zeit ausgeserblet" hat (3508).

Am schlimmsten wurde die Bevölkerung durch die Pest heimgesucht, der
1610/11 und 1629 rund 350 Personen zum Opfer fielen. Besonders schwer traf es
dabei die Familie Soldner, die allein 26 Tote zu beklagen hatte.

Intoleranz

Neben diesen Krankheiten und Heimsuchungen litten die Menschen psychisch
auch sehr bei Vergehen gegen die von der Kirche aufgestellten Verbote, wobei deren
damalige Haltung zur Sexualität eine besondere Rolle spielte. So wurde jedes
„Heiratenmüssen" genauestens notiert, und ein daraus stammendes Kind war „aus
frühem Beischlaf4 (4471) oder „in leidiger Unzucht"gezeugt (4004).

Als 1665 ein Junge schon ein Vierteljahr nach der Hochzeit geboren wurde, galt
er als „in Unehren empfangen" (7378). Und 1700 bezeichnete man ein solches
Kind noch als „unehrlich" (1193). 1669 hat sich die „gnädige Oberkeit" bei einer
34 Wochen nach der Hochzeit erfolgten Geburt „ihr Straf fürbehalten" (1784).
Den sicher schlimmsten und unchristlichsten Eintrag finden wir im Jahre 1741
über eine mit 34 Jahren verstorbene Frau, wobei der Pfarrer vermerkt: „das in ihrer
Jugend in Straßburg geführte sündhafte Leben bußfertig zu bereuen hatte sie in ihrem
5jährigen Schmerzenslager Hauptursach und Zeit und Gelegenheit" (2934).

Natürlich waren auch die Vertreter und Angehörigen der beiden Kirchen einander
gegenüber intolerant: So heißt es von einem 1659 in Degerfelden verstorbenen
vierzigjährigen Mann, der aus Thalen (Kanton Bern) stammte: „weil er nicht papistisch
war, wollten die heiligen Leut ihn nicht bei ihnen begraben, ist hierher gebracht
und auf dem hiesigen Friedhof, wo man Fremde hinzulegen pflegt, begraben
worden" (4245). Aus diesem Text geht auch hervor, dass die Fremden nicht
bei den Einheimischen bestattet wurden. Deshalb hat man auch einen 1683 verstorbenen
auswärtigen jungen Mann „bei den Fremden hinter der Kirche an der
Friedhofsmauer begraben" (7085). 1665 verstarb in Herten der Grenzacher Sauhirte,
wobei der Pfarrer notiert: „Haben ihn aus Haß der Religion in Herten nicht wollen
begraben, ist hierher geführt und auf dem Kirchhof begraben worden" (5153).

Alte Berufsbezeichnungen

In unserem Ortssippenbuch erfahren wir natürlich auch manches über alte Berufsbezeichnungen
, die heute nicht oder kaum mehr gebräuchlich sind:

Ziegler, hinter dem Horn (2327), Dienstknecht/Hausknecht (2316/2453), Stubenmagd
in Basel (2412), Chirurgus/Barbier (2423), Bergmann u. Drahtzieher
(2520), Hosenlismer (3830, zu alem. lisme = stricken), Ämterknecht (6879), Eich-

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