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Jakob Schaffner in Wyhlen
„Unsere Kuh ging ganz wacker am Hälsig, so dass wir sie schon nach anderthalb
Stunden in Grenzach vor dem Löwen anbinden und einen Schoppen trinken
konnten.
Gasthaus und Metzgerei zum Löwen,
Abb. 3: Das Gasthaus zum Löwen in Grenzach
Dann banden wir sie wieder los und nahmen die zweite Hälfte des Weges vor.
Links stiegen Weinberge auf und stießen an frische Steinbrüche, einige auch an
den Wald, der dort alle Kuppen grün und weitläufig besteht; rechts dehnten sich
Felder und Wiesen hin und hörten erst am Rheinufer auf. Mit der Zeit erschien der
Kirchturm von Wyhlen grau, alt und eckig, und mit einem zweiseitigen Dach
[Käsbissen] wie alle Kirchtürme in der Gegend; er beherrschte seinen Waldwinkel
und das Dorf bei aller Gründlichkeit auf eine sehr vertrauenerweckende Weise,
und gefiel mir auf den ersten Blick, obwohl er katholisch war.
Endlich kamen wir über den Bach, wo die Kuh bockte, weil der Bach nicht im
Vertrag stand; aber sie ließ mit sich reden. Freilich schnaufte sie noch eine ganze
Weile nachher und trat etwas aufgebracht ins Dorf ein, wo sie allen Kötern durch
ihr hoffärtiges und städtisches Gebaren auffiel. Sie hatte noch nicht den Dorfge-
ruch an sich, und das ist der Punkt, wo der nachsichtigste Köter keinen Spaß versteht
. So kamen wir unter großer Begleitung beim Haus des Großvaters an.
Ein kleiner alter Mann trat aus der Haustür und hieß zuerst die Kuh und dann
mich willkommen. Vor der Stalltür gab es einen neuen Aufenthalt, denn es war ein
katholischer Stall, und sie eine protestantische Kuh, doch trieb sie auch diesen
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