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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 61
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Tag in Betrieb war. Er hatte eine Garnitur bewährter Spaße, die er für mich frisch
aufzog. Das reinste Vergnügen machte es ihm aber, wenn es ihm gelang, mir eine
volle Backe Rauch in die Nase zu blasen, oder seinen fünftägigen Bart an meiner
Wange zu reiben. Trotzdem hatte er mein vollkommenes Vertrauen, und war ich
ganz sein Mann, da er so war, wie er sein musste. Mit ihm hängen auch meine
schönsten Erlebnisse zusammen, die ich mit der Natur hatte; der milden, freundlichen
Überraschung, an seiner Hand durch Feld und Wald zu gehen, und mir die
neuen Dinge vorstellen zu lassen, kam nichts gleich. Und da er immer unterwegs
war und mich, besonders in den Ferien, fleißig anforderte, so flocht sich durch die
Monate eine Reihe schöner Tage aneinander, die ich sehr wohl ertrug, und die viel
früher zu Ende gingen, als es meinem guten Engel recht war.

Meine Großmutter war ein blasses, runzliges Weibchen von stillem Wesen, das
sein Leiden mit großer Geduld ertrug und immer noch etwas für ihre Leute übrig
behielt, ein gutes Wort, einen heiteren Blick, einen Spaß, einen neuen Strickstrumpf
, oder wenigstens einen frischgeflickten alten. Sie lebte und webte in einer
heiteren Frömmigkeit, und wer sich nur einigermaßen in ihre Nähe hielt, dem
konnte es nicht ganz übel ergehen, denn sie besaß einen nennenswerten Heils-
Schatz, von dem sie freigebig mitteilte. Reichtum hat sie offenbar nie erbeten,
sonst wäre er gewiss gekommen. Außerdem war sie eine Geschichtenerzählerin
von wahrhaftigen Qualitäten, wobei ihr Jugenderlebnisse, Träume und Volkssagen
gleich wichtig waren, auch einige Geistergeschichten liefen mit unter, und da sie

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