Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 72
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0074
Das große Ereignis sollte nachmittags um 3 Uhr im idyllischen Hof der Himmelspforte
über die Bühne gehen. Die Begrüßung durch Bürgermeister Heribert
Mutter und Schaffners Vortrag wurden von 18(!) Programmpunkten umrahmt.
Sämtliche Chöre Wyhlens, vom Gesangverein bis hin zu den gemischen katholischen
und evangelischen Chören, dem Musikverein und einer BDM- Tanzgruppe
waren vertreten. Der 11. Oktober war ein regnerischer Tag. Deshalb musste
diese Veranstaltung spontan „in die große Turnhalle", wie die Freiburger Zeitung
tags darauf schrieb, verlegt werden. Ihr großer Artikel scheint in Wyhlen nicht
bekannt geworden zu sein, denn darin hätten die Wyhlener Bürger alle Einzelheiten
erfahren können, vor allen Dingen auch, dass an diesem Tag Jakob
Schaffner zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt wurde. Erst im Alemannen
vom 14. 11. 1944, im Nachruf des Wyhlener Pressemanns Josef Schmid, war in
den mir bis dato vorliegenden Belegen bekannt, dass es am 11. Oktober 1936
geschah.

Nun wollte es der Zufall, dass mich der Schaffner Forscher Achim C. Kälin aus
Zürich am 3. Oktober 2011! kontaktierte. Er verschaffte mir einen Artikel der Freiburger
Zeitung vom 12. Oktober 1936. Seine Schlagzeile: Jakob Schaffners Ehrung
bezieht sich auf seine Ernennung zum Ehrenbürger, die der Wyhlener Bürgermeister
Heribert Mutter als Höhepunkt des Festes „in Würdigung seiner
[Schaffners] großen Verdienste um den kulturellen Wiederaufbau des geeinten
Deutschlands" vornahm. „Sichtlich bewegt nahm der Dichter die künstlerisch entworfene
Ehrenurkunde entgegen", schreibt die Freiburger Zeitung und geht auch
auf Schaffners angekündigten Festvortrag ein. Schlicht schilderte er „seinen Lebensgang
, der ihn vom ehemaligen Schustergesellen zum anerkannten Schriftsteller
und Dichter werden ließ. Man spürte die Begeisterung, als der Dichter von seiner
Heimat hier am Rheinwinkel sprach und mit freudigem Stolz vernahmen die
Zuhörer auch seine Worte über den Führer Adolf Hitler, den er als den großen
Künstler bezeichnete, der alles, was er jetzt zur Tat werden lässt, früher zunächst
dichterisch und künstlerisch erblickt und entworfen hatte. Er schloss mit dem
Rufe: ,Heil unserer Mutterheimat, heil Deutschland und seinem Führer, heil unserer
Vaterheimat und dem Vaterland.4

Der Höhepunkt des Festes war gekommen, als dann Bürgermeister Mutter die
Ernennung Jakob Schaffners zum Ehrenbürger der Gemeinde Wyhlen bekanntgab
in Würdigung seiner großen Verdienste um den kulturellen Wiederaufbau des geeinten
Deutschlands."

Ein Jahr später ließ ihm Reichspropagandaleiter Goebbels einen Ehrensold zukommen
. Aus dem unsteten Wanderer ist ein „Reisläufer" geworden, ein Söldner
also, der sich - wie wir seinen Worten entnehmen konnten - vorbehaltlos in den
Dienst der NS-Ideologie begeben hatte. Als er im selben Jahr sein Buch Volk zu
Schiff- Zwei Seefahrten mit der ,KdF' Hochseeflotte herausbrachte, widmete er es
„Der kommenden schweizerischen Volksgemeinschaft in Liebe und unverbrüchlichem
Glauben!" Damit verrannte er sich erneut.

72


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0074