http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0081
Neben der „Krone" besuchte Jacob Burckhardt mit seinen Freunden auch oft
den Pavillon der Hörnliwirtschaft „Zum Waldhorn". Dabei interessiert ihn als ein
besonderes „oberländisches Thema" die immer wieder verschobene Hochzeit zwischen
dem jungen Vogelbach und der Tochter des Haltinger Hirschenwirts Carl
Beck (Briefe VII, 205). Die „Krone" blieb aber nach wie vor seine Lieblings Wirtschaft
, was sicher zum Teil seinen Grund auch darin hatte, dass dort Bäbeli Richter
oft die Bedienung versah. Zahlreiche Briefe an seine Freunde geben immer
wieder davon Ausdruck, wie sehr er vom Liebreiz dieses Mädchens aus der
Schloßgasse bezaubert war.
Auch Grenzach „als solchem" fühlt sich Burckhardt eng verbunden. So
schreibt er am 23. August 1876 an seinen Freund Max Alioth aus Mailand: „Von
Zeit zu Zeit spreche ich einige Sehnsucht nach Grenzach aus" (Briefe VI, 95). Als
er sich im Sommer 1877 zu kunstgeschichtlichen Studien in München aufhält,
sehnt er sich in einem Brief an Robert Grüninger vom 26. August 1877 so sehr
nach Grenzach und der Kronenmatte, dass er sogar die Aufführung der „Aida" dafür
geben würde. „Warum werde ich aber auf einmal so wehmüthig und sehnsüchtig
? es ist das theure Bild des Dorfes Grenzach" (Briefe VI, 195).
1878 bereist Burckhardt dann wieder Italien, und auch jetzt wünscht er sich in
diesem von ihm so geliebten Land, dem „göttlichen Südland", erneut nach Grenzach
zurück. In Parma ist seine Sehnsucht so groß, dass er Grenzachs Sternennacht
noch über die Pracht des Südens stellt und sie sogar in Versen besingt:
Wie tausendfach mich lockt des Südens Pracht,
Viel heiliger ist Grenzach's Stemennacht! -
(Briefe VI, 283)
Ein Jahr später vermisst er in London die Herbstbummel im Markgräflerland
und die Besuche in Grenzach: „O wie weit! o wie lang noch! und welche Sehnsucht
nach Grenzachl wo wir doch noch vor wenigen Tagen gewesen sind! - Ich
will mich ja gewiß schonen, damit wir gesund seien, wenn wir wieder hin kommen
" (Briefe VII, 48).
Am 16. September 1881 muss er dann Max Alioth folgende traurige Mitteilung
machen: „Bäbeli von Grenzach heirathet einen Hrn Senn von Lörrach und wird
alldorten Wirthin zur Lerche ... Wir Ledigen werden allmälig Minorität, nachdem
wir hübsch lang die Mehrzahl gewesen" (Briefe VII, 227). Die tiefe Sympathie zu
dieser Frau hat bis zum Ende seines Lebens angehalten, und oft ist er bei seinen
Bummeln in der „Lerche" eingekehrt. So heißt es in einem Brief an Preen vom 22.
Juni 1881: „Letzten Sonntag war ich wieder beim höchst anmuthigen Grenzacher
Bäbeli, welches jetzt Frau Lerchenwirthin Senn in Lörrach und zwar sehr glücklich
verheirathet ist" (Briefe VII, 248 f.).
Doch seine Beziehungen zu Grenzach hat Jacob Burckhardt trotz des Wegzugs
von Bäbeli Richter nicht abgebrochen. Sogar in Florenz sehnt er sich im August
1881 nach dem Rebdorf am Fuße des Dinkelbergs: „Bisweilen verspüre ich wahre
79
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0081