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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 119
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versuchte, und mir die Augen damit auswusch. Unzählig sind die schrecklichen
Massen von Kalksteinen, die hier hängen, schweben, allerlei Figuren bilden, her-
abstürtzen, unten entstehen, von oben herabwachsen und den untern begegnen.
Unzählbar sind alle diese Brocken, wiewohl man schon schreckliche Lasten davon
abgeschlagen, und herausgeschaft hat. Doch, die nähere Beschreibung dieser
fürchterlich schönen unterirrdischen Merkwürdigkeit gehört nicht hieher, ich werde
sie an einem andern Orte den Naturforschern mittheilen.'45

Sander war von der Höhle so beeindruckt, dass er ihre Beschreibung aus seinem
Reisebericht ausklammerte, um sie detailliert beschreiben zu können, was nur in
einer gesonderten Publikation möglich war. Dazu wählte er die von Johann Jacob
Gebauer in Halle herausgegebene Zeitschrift „Der Naturforscher", die sein Manuskript
bereits im folgenden Jahr abdruckte.6 Auch diesen Text begann er mit einer
kurzen geographischen und klimatologischen Charakterisierung des Ortes, deren
Einwohnerzahl er mit „etwa hundert" angab, um sich dann dem Oberflächenwasser
und dem Erdinnern zuzuwenden. In Hasel, so schätzte Sander, stünden wohl
alle Wohnhäuser auf Höhlen, die so groß seien, dass fast das ganze Dorf darin verschwinden
könne. Während andere Ortschaften oft von den Schmelz- und Regenwasserfluten
in Mitleidenschaft gezogen würden, blieben die Haseler Bürger verschont
, da alles Wasser sofort versickere und durch das unterirdische Höhlensystem
abgeleitet würde. Auf der anderen Seite, so fürchtete Sander, lebten die Einwohner
gefährlich: „Aber nach dem gewöhnlichen Lauf der Natur kann man
nichts anders erwarten, als daß einmal, wenn das dortige Erdreich durch die Länge
der Zeit, und durch das unaufhörliche Laufen des Wassers, alle Festigkeit verloh-
ren haben wird, durch einen Erdfall ein großes Unglück entstehen und viele Menschen
unglüklich sein werden. Sollte die Vorsehung gar Erdbeben und heftige Erd-
stösse schiken, so mögte wohl der lose Grund unter den Füssen der Einwohner
noch leichter ausweichen, die Häuser einstürzen, und alles in eine schrekliche Tiefe
verschlungen werden."7 Dass es in der Tat immer wieder kleinere Einstürze gab,
bestätigte zwei Jahrzehnte später Carl August Lembke, der als „Kur-Badischer
Landcommissair" die Höhle beschrieb und zeichnete; doch hielt Lembke die „Erdbrüche
" nicht für grundsätzlich gefährlich.8

Alsdann wandte sich Sander der Frage zu, seit wann den Menschen die Existenz
einer Tropfsteinhöhle unterhalb Haseis bekannt gewesen sei. Man habe „in Hasel
und im ganzen Land ungefähr seit einem Menschenalter" von ihr gewusst; dass
aber auch schon die Vorfahren eine Ahnung von der Höhle gehabt haben müssten,
gehe aus dem „alten und abergläubischen Namen", dem man der Höhle gegeben
habe, hervor: Erdmännleinsloch. Hinter dieser Namensgebung vermutete er, wie in
ähnlichen Fällen auch, nichts anderes als primitiven Völksglauben.

Zugleich bestätigte er, dass durch den Besuch des badischen Markgrafen Karl
Friedrich die Höhle landesweite Aufmerksamkeit erfahren habe. Dieses Ereignis
lag bei Sanders Besuch in Hasel zwar schon acht Jahre zurück, doch muss es in
der Erinnerung der Einwohner noch recht präsent gewesen sein: „Als unsere
Durchlauchtigste Landesherrschaft sich das mühsame und würklich gefährliche

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