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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 121
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0123
abgebrochenen Stücken von Tropfstein". Keine sinnlose Zerstörung war natürlich
die Mitnahme von Tropfsteinen zum Zweck naturkundlicher Untersuchung. So
waren auf Geheiß des Markgrafen Probestücke an das Naturalienkabinett in Karlsruhe
versandt worden; auch Sander selbst besaß eine Sammlung verschiedener
Tropfsteine. Offenbar hat er sich auch in der Erdmannshöhle „mit Probestücken
versehen"; ganz eindeutig lässt sich das aber seiner Formulierung nicht entnehmen
.

Heinrich Sanders Beschreibung der Haseler Höhle

Nachdem Sander in die Erdmannshöhle hinabgestiegen war, folgte er zunächst
der „Hauptstraße" und bog dann nach rechts in eine Nebenhöhle, die er ausführlich
beschrieb. Diese Seitenhöhle sei so niedrig, „daß man fast auf allen Vieren
fortkriechen muß, aber dabei so groß und weit, dass man ihr Ende kaum zu finden
glaubt. Man hat auch kein sicheres Beispiel, daß einer bis an ihren Ausgang gekommen
wäre. Und in dieser Hole fand ich, ohne Zweifel deswegen, weil sie nicht
so oft von den Neugierigen besucht und geplündert wird, die dicksten Tropfsteine,
die schreklichsten Massen, gewaltige Kegel, und unermeßliche Pyramiden. Hier
ist es auch, wo die Zapfen, die von oben herabwachsen, unten den Boden erreichen
und mit demselben zusammenwachsen, dass sie hernach da Stenn, als wären
sie durch Kunst und Menschenfleiß dahingestellt worden, um Stüzen der obenhängenden
Lasten zu sein, und gleich den schönsten Säulen zu tragen, was auf ihnen
ruht. Hier ist es auch, wo sich unten wieder Steine erzeugen, immer größer werden
, in die Höhe steigen, denen, die von oben herabwachsen, begegnen, mit ihnen
zusammenstoßen, ein Ganzes ausmachen, oder hart neben ihnen in die Höhe gehen
, und sich oben an der Fläche des Gewölbes, Stein an Stein anhängen."

Anschließend folgte er wieder der Hauptstraße, „die man in der Mitte der Hole
gezogen hat", um an ihrem Ende mit Hilfe einer aus abgebrochenen Steinen erbauten
Treppe in „eine schrekliche und gefährliche Tiefe" zu gelangen. „Und so
kam ich hinab zu einem Bach, der gewiß zwanzig Klafter tief im Boden läuft. Ich
gieng in diesen Bach, und untersuchte vor mir her mit dem Stok seine Tiefe und
seinen Boden. Durch das Leder an den Stiefeln merkte ich, dass der Bach vorne
merklich kalt und hinten sehr warm ist. Meine Begleiter hatten das noch niemals
erfahren und gehört, und vielleicht hätte ich noch manches von dieser Art bemerken
können, wenn mich nicht die gutherzigen Bauern immer gewarnt und zurückgerufen
hätten. Aber ich denke immer: Dimidium habet facti incipere qui audet.
Um meine Augen zu erfrischen, wusch ich sie mit diesem kalten Wasser recht
ernstlich aus, und fand mich nachher gestärkt, durch dieses kalte Bad im Gesicht.
Uebrigens hatte das Wasser einen reinen Geschmak. Ich merkte keine Bitterkeit
und kein Salz auf der Zunge. Über dem Bach wölbt sich die Hole, mit Steinen
über und über bewachsen, gewiß in einer solchen Höhe fort, dass man ein ansehnliches
Haus darunter stellen könnte, und hinter dem Bach sieht man noch, so weit

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