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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 123
(PDF, 29 MB)
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auch dafür die Erklärung: „Es kann auch nicht sein, denn das umliegende Land ist
kalkhaltig, nicht eisenschüssig." Auch von gefährlichen Gasen wisse man nichts:
„Die Geburtsstätte ganz gewöhnlicher Kalksteine ist der Ort nicht, wo Schwaden
oder andre Dünste entstehen könnten."

Nachdem er sich mit Chemie und Form der Tropfsteine befasst hatte, wandte
sich Sander den tatsächlichen und den angeblichen Höhlenfunden zu. Nirgendwo
habe er Spuren von Versteinerungen entdeckt; an keiner Stelle habe er trotz intensiver
Suche „wahre Quarze oder Krystalle, sondern immer nur spatförmige Figuren
" gesehen; Knochen, Zähne oder andere Reste von Tieren habe er niemals, weder
in Tropfsteinen noch in der Höhle selber, gefunden; wenn einige Leute behaupteten
, man habe „Fußstapfen oder Spuren von Thieren" ausfindig gemacht,
dann sei das Unsinn: Nichts könne auf die Gegenwart von Tieren hindeuten. „Nur
eine einzige Fledermaus von der kleinsten Art, fand ich hoch oben an einem
Tropfstein hängen. Sie hatte sich diese stille Wohnung vermuthlich zum Winther-
schlaf gewählet. [...] Ich verbrannte dieser Fledermaus einige Haare an den zusammengefalteten
Flügeln, um zu sehen, ob sie etwa dadurch erwachen würde, Aber
sie machte nur einige schwache Bewegungen und schlief in ihrer Erstarrung fort."
Und schließlich verwies er auch das Vorkommen jeglicher Vegetation in das Reich
der Fabel: „Ich gab wohl darauf Acht, ob ich irgendwo ein Pflänzchen, ein Gras,
oder Schwämme und Moose wachsen sehen würde. Aber vergeblich suchte ich
darnach, und ich würde die Gewächse gar nicht erwartet haben, wenn nicht einige
entweder aus Unachtsamkeit oder aus Freude an Erdichtungen vorgegeben hätten,
daß auch in dieser Mitternacht, wo weder Licht noch Sonnenschein hinkömmt, einige
Pflanzen gesehen worden wären."

Ganz am Schluss seines Berichts wandte sich Sander der naheliegenden Frage
nach dem Alter der Höhle bzw. nach dem Wachstum der Tropfsteine zu. Offenbar
hatte er etwas naive Vorstellungen von der Geschwindigkeit der Tropf Steinbildung,
denn bereits eingangs hatte er geschrieben: „Es wäre eine vergebliche Arbeit gewesen
, wenn ich mit meiner Gesellschaft die Pläze ausmessen oder die vielen hundert
Pyramiden hätte zählen wollen. Es entstehen neue und die alten werden abgeschlagen
." Später äußerte er zu diesem Thema: „Warum sollte ich die Zeit bestimmen
wollen, die die dicksten Pfeiler und Tropfsteine zu ihrer Erzeugung brauchten
? Niemand verweilt gern so lang in der Hole, daß er Beobachtungen über ihr
Alter und Wachsthum machen könnte." Dass ein vier Meter hoher und zwei Meter
dicker Tropfstein mehrere hunderttausend Jahre wachsen musste, konnte damals
wohl noch nicht abgeschätzt werden.

Mit ein paar weiteren Bemerkungen schloss Heinrich Sander die Schilderung
seiner Höhlenbesichtigung ab. Am 24. September setzte er bei Tagesanbruch, begleitet
vom Haseler Jäger, seinen Ritt fort, um nach den letzten badischen Dörfern
Gersbach und Fezenbach das Gebiet St. Blasiens und bald darauf das Benediktinerkloster
selbst zu erreichen. Dort wurde er durch Fürstabt Martin Gerbert, von
dessen Persönlichkeit und Gelehrsamkeit sich auch Sander zutiefst beeindruckt
zeigte, freundlich empfangen. An den folgenden Tagen besichtigte er ausführlich

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