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Knapp 30 Zentimeter unterhalb des heutigen Bodenniveaus ließ sich ein älterer
Fußboden feststellen (Abb. 5). Die entlang des Nord- und Südprofils auf knapp 1,4
Meter erhaltenen Reste eines Ziegelbodens mit einem Unterbau aus Kalkmörtel
ragten nur wenige Zentimeter in die Fläche und bildeten keinen klaren Abschluss,
so dass von einer teilweisen Zerstörung durch neuzeitliche Eingriffe ausgegangen
werden muss. Ziegelboden und Mörtelbett werden durch ein knapp 10 Zentimeter
starkes Schichtpaket aus mehreren Trampel- und Bauhorizonten vom gewachsenen
Boden getrennt.
Eine Datierung kann anhand der geschilderten Befunde eher ungenau ausfallen.
Mauerwerk mit Kellenstrich lässt sich vom 9. bis ins 13. Jahrhundert hinein nachweisen5
. Der Aufbau des Baukörpers aus gedrungenem Langhaus und halbrunder
Konche ist für denselben Zeitraum eine fast zeitlose Form. Dass das kleine Dreiecksfenster
im Ostgiebel des Langhauses sich in fast derselben Form an der
Glöcklehof-Kapelle in Bad Krozingen und St. Cyriak in Sulzburg findet, die beide
in den Zeitraum um 1000 datiert werden, aber gänzlich andere Grundrissdispositionen
aufweisen, kann nur als vages Kriterium für eine zeitliche Einordnung gewertet
werden.
Im Dachraum zeigen die Mauersteine auffallende Rötungen und Abplatzungen,
welche sich auf starke Hitzeeinwirkung als Folge eines Gebäudebrands zurückführen
lassen (Abb. 4). Diese Schadstellen werden teilweise von einem Fugenmörtel
überdeckt, der ebenfalls Kellenstriche aufweist, die sich von denjenigen an der
nördlichen Außenseite dadurch unterscheiden, dass sie mit horizontalen und vertikalen
Strichen und mit deutlich größerer Sorgfalt ausgeführt worden sind. Außerdem
tritt dieser Befund nur partiell auf, wogegen beim Rest die Fugen tief ausgehöhlt
sind, weshalb nur eine Überarbeitung stärker geschädigter Bereiche anzunehmen
ist. Dies ist noch in Bezug zur flacheren Dachneigung geschehen. Ange-
ziegelte Reste eines Lehmbodens, die sich in den auf dem gewachsenen Boden
aufliegenden Bauhorizonten befanden, dürften ebenfalls von diesem Brandereignis
herrühren.
Auf der Nordseite wurde der Konche nachträglich eine Sakristei in Form eines
kleinen Anbaus angefügt (Abb. 8). Der augenfälligste Befund hierfür ist eine zugesetzte
Türnische in direktem Anschluss an den Langhausgiebel, doch ist anhand
einer ganzen Reihe kleinerer Befundstellen der gesamte Baukörper weitgehend
rekonstruierbar (Abb. 2). Knapp vor dem Ansatz des Chorschlusses zeichneten
sich der Umriss der gemauerten Ostwand und unterhalb von deren Mauerkrone
die Abdrücke eines Unterzugs und darauf aufgelegter Bohlen ab, welche die Ausbildung
eines Drempels nachweisen. Das Auflager am anderen Ende des Unterzugs
fand sich in der Giebelwand des Langhauses. Höher in der Chorwandfläche
waren vier Flickstellen mit schiefen Abdrücken von Dachsparren und Lattung in
flach ansteigender Linie ausgerichtet. Die schräge Ausrichtung des Unterzugs sowie
die schiefen Abdrücke und die Höhenstaffelung der Sparrenanschlüsse machen
deutlich, dass die Anlage der Sakristei der Konche folgte und die Sparren
deren Mauerkrone aufgelegen hatten. Seine westliche Außenflucht konnte durch
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