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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 145
(PDF, 29 MB)
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Teil 1: Der Spanische Erbfolgekrieg: Entstehung, Koalitionen, Feldherren

Am 1. November 1700 war im Madrider Königspalast nach langem Siechtum
mit König Karl IL der letzte männliche spanische Habsburger kinderlos gestorben.
Seit Jahren war an den europäischen Königs- und Fürstenhöfen um die Nachfolge
gestritten worden. Wechselnde Testamente, Entschädigungen für Thronverzichte,
gigantische Bestechungssummen, gegenseitige Anschuldigungen und Verdächtigungen
machten die Runde.

Im letzten Testament war Philipp von Anjou, zweiter Enkel des mit einer spanischen
Prinzessin verheirateten französischen Königs Ludwig XIV., als Alleinerbe
eingesetzt worden. Kaiser Leopold L, aus der österreichischen Linie der Habsburger
, ebenfalls mit einer spanischen Prinzessin verheiratet, erhob für seinen zweiten
Sohn Karl ebenfalls Ansprüche auf die spanische Krone.

Da Philipp nicht aus der französischen Erbfolge ausgeschieden und trotz österreichischer
und vor allem englischer Proteste bereits am 16. November in Versailles
zum neuen spanischen König ausgerufen worden war, kam es am 7. September 1701
im niederländischen Haag zur Bildung der Großen Allianz zwischen Österreich,
Großbritannien, Holland, Portugal und den meisten Fürsten des deutschen Reichs.
Während es Österreich vor allem um die Anerkennung der eigenen Thronansprüche
ging, fürchteten England und Holland durch ein Zusammengehen Frankreichs und
Spaniens eine Verschiebung des europäischen Mächtegleichgewichtes.

Auf der Gegenseite formierten sich Frankreich, Spanien, Savoyen und, bemerkenswerterweise
bereits damals aus dem Reichsverband ausscherend, Bayern, unter
Kurfürst Max Emanuel, dem Ludwig XIV. die Erhebung zum König versprochen
hatte. Max Emanuel hatte noch 1698 seinen Sohn Josef Ferdinand als Kompromisskandidat
für die spanische Krone ins Spiel gebracht, der aber leider schon
1699 verstorben war.

Ziel der Haager Allianz, die am 18. April 1702 Frankreich förmlich den Krieg
erklärte, war es, Spanien und Frankreich auf mehreren europäischen Kriegsschauplätzen
gleichzeitig in Kampfhandlungen zu verwickeln und so eine Rücknahme
der Hegemonialpolitik vor allem Frankreichs zu erreichen.

So kann der Spanische Erbfolgekrieg mit seinen wechselnden Kriegsschauplätzen
in Spanien, Italien, Süddeutschland, in den Niederlanden, auf den Ozeanen
und in der Nordsee als der Erste Weltkrieg der Neuzeit bezeichnet werden, der erst
1713/14 mit den Friedensschlüssen von Utrecht und Rastatt sein Ende finden wird.

Zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, die in Süddeutschland an der
Grenze zu Frankreich operieren sollte, wurde von Kaiser Leopold Generalleutnant
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden ernannt, der „Türkenlouis", der sich
seinen Beinamen als unerschrockener Kämpfer in den Abwehrschlachten gegen
die Türken vor Wien 1691 bis 1693 erworben hatte.

Ludwig Wilhelm war 1655 in Paris als Sohn des Erbprinzen Ferdinand Maximilian
der Markgrafschaft Baden-Baden geboren worden. Seine Mutter war eine
Prinzessin des französischen Hochadels, Luisa Christina von Savoie-Carignan, de-

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