http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0150
Als strategisch beste Stelle, um mit seiner Armee, bestehend aus 40 Bataillonen
und 50 Schwadronen, insgesamt etwa 30 000 Mann, den Rhein zu überschreiten,
wählt Villars den Rheinübergang bei der 1680 von Vauban erbauten Festung Hüningen
aus, standen hier doch noch die Überreste eines 1687 nach dem Frieden
von Nijmwegen nur unzureichend zerstörten Brückenkopfes auf einer Rheininsel,
der sogenannten Schusterinsel, zur Verfügung. Die Schusterinsel war vom rechten
Rheinufer nur durch einen etwa 20 Meter breiten und kaum 50 Zentimeter tiefen
Rheinarm getrennt. Kurfürst Max Emanuel sollte mit seinem bayrischen Heer, das
unter der Führung des Feldmarschalls Graf Arco stand, Villars entgegenziehen.
Am 2. Oktober war die Vereinigung beider Heere bei Friedlingen geplant. Signale,
Kanonenschüsse und Alarmfeuer auf den Schwarzwaldhöhen sollten den Franzosen
die Ankunft der Bayern melden, Depeschenreiter die Verbindung zwischen
beiden Heeren aufrechterhalten. Mehrmals wurden diese Reiter von Soldaten Ludwigs
jedoch abgefangen, der somit ab Mitte September über die Pläne Villars im
Bilde war.
Teil 2: Truppenaufmärsche, Schanzarbeiten und „viel unnütz Volk"
Villars selbst kam am 28. September mit einem Vorauskommando in Hüningen
an und gab sofort Befehl, eine Schiffsbrücke von Hüningen auf die Schusterinsel
anzulegen. Nach Ankunft seiner Artillerie am 1. Oktober ließ er diese sofort auf
der mittlerweile fertiggestellten Brücke übersetzen und ging daran, die Schusterinsel
zu befestigen, um dann im Schutze seiner Kanonen auf dem rechten Rheinufer
einen Brückenkopf zu errichten.
In der Zwischenzeit beorderte Markgraf Ludwig, der mittlerweile die französische
Festung Landau belagerte, eine Heeresabteilung in der Stärke von etwa
20 000 Mann unter der Führung des Feldzeugmeisters Fürst Karl Egon von Fürstenberg
rheinaufwärts, der am 1. Oktober, morgens um 9 Uhr, die Stellung bei
Friedlingen erreichte.
Fürstenberg ging zum einen sofort daran, auf der Hochebene, die Weiler Feld genannt
wurde, oberhalb des Friedlinger Schlosses, das sich etwa auf dem Gebiet der
heutigen Firma Lofo (ehemals Lonza) befand, eine Sternschanze anzulegen und mit
schweren Kanonen zu bestücken, um die Franzosen an der weiteren Befestigung ihres
Brückenkopfes zu hindern. Ferner ließ er weitere Verschanzungen von der
Schweizer Grenze im Nonnenholz bis zu den Resten des ehemaligen Weilers Hilte-
lingen am Rheinufer errichten und mit Artillerie bestücken, um einen Vorstoß der
Franzosen zu verhindern. Zwei vorgezogene Batteriestellungen wurden sogar zwischen
Schloss und Rhein angelegt und mit Soldaten und Kanonen besetzt.
Trotz heftiger Attacken Fürstenbergs gelang es den kaiserlichen Truppen in den
nächsten Tagen nicht, die Franzosen aus ihrer rechtsrheinischen Stellung zu vertreiben
. Diese erlitten zwar schwere Verluste, konnten jedoch ihre Stellungen weiter
befestigen.
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