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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 157
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0159
Strategisch gesehen war es Villars hervorragend gelungen, sich auf der rechten
Rheinseite festzusetzen und am 14. Oktober in einer schnellen und zielgerichteten
Aktion mit seinem Heer den Rhein zu überschreiten und sich auf dem Weiler Feld
einen Standortvorteil zu verschaffen. Auch die Finte mit dem Rheinübergang bei
Neuenburg war gut gelungen. Insgesamt muss doch aber kritisch angemerkt werden
, dass es Villars nicht gelang, Ludwig entscheidend zu schwächen, auch erfolgte
die geplante Vereinigung mit der Armee des Kurfürsten Max Emanuel nicht.

Villars kritischer Biograph, der bereits erwähnte Saint-Simon, schreibt dem
Kommandeur der Reiterei, General Magnac, den größten Anteil am Erfolg zu,
stellt allerdings die Frage, warum Magnac nicht nach dem Sieg der Kavallerie der
bedrängten Infanterie zu Hilfe kam und vermutet Eifersüchteleien zwischen dem
Königsgünstling Villars und dem Berufssoldaten Magnac als Ursache.

Auch Ludwig stellte sich in einem Schreiben nach Wien an König Joseph als
Sieger der Schlacht dar. Besonders legte er Wert darauf, noch fünf Stunden auf
dem Schlachtfeld verharrt zu haben, ohne dass Villars noch einmal sich gegen ihn
gewendet hätte. Auch König Joseph bedankte sich in einem Schreiben für den Einsatz
seines Feldherrn und führte aus: „... den schuldigen Dank, dass diese Aktion
so einen glücklichen und rühmlichen Ausgang genommen."

Gleichwohl muss man aber doch die Frage stellen, warum Ludwig am 13. Oktober
ohne Not die Stellung bei Friedlingen aufgegeben und insbesonders die strategisch
wertvolle Tüllinger Höhe nicht besser gesichert hat. Ebenso versäumte er
es auch, den gefährdeten Übergang bei Neuenburg zu befestigen. Die Schwerfälligkeit
seines Heeresverbandes am Morgen des 14. Oktober sorgte auch dafür, dass
er den Aufstieg Villars aufs Weiler Feld nicht verhindern konnte. Warum schickte
er nicht, wie vom Führer seiner Nachhut, Oberst Mercy, gefordert, schnelle Reiterei
, um die im Aufstieg befindlichen französischen Verbände entscheidend zu stören
, ja sogar vielleicht gänzlich am Aufstieg aufs Weiler Feld zu hindern?

In Basel machte in den Tagen nach der Schlacht das Gerücht die Runde, Ludwig
hätte falsches Spiel gespielt, hätte er, der katholische Feldherr, doch mit den Franzosen
unter einer Decke gesteckt, um die Niederlage seiner meist protestantischen
badischen und württembergischen Regimenter zu fördern: „Louis habe ohne Zweifel
Louisdor erhalten."

Zu den Verlierern der Schlacht zählten natürlich die Bauern des Markgräflerlan-
des. Nicht nur, dass sie wochenlang Einquartierungen und Kontributionen erdulden
mussten, nein, während der Schlacht waren sämtliche Häuser, Felder und Rebberge
Haitingens, Otlingens, Weils und Tüllingens zerstört und abgebrannt worden
. Der Haltinger Pfarrer meldete „...jeder hat alles verloren", sein Tüllinger
Kollege schrieb: „Alle Häuser sind barbarisch verderbt, kein Zugvieh ist mehr im
Ort, die Rebstecken allesamt verbrannt."

Markgraf Ludwig Wilhelm erlebte das Ende des Spanischen Erbfolgekrieges mit
den Friedensschlüssen von Utrecht 1713 und Rastatt 1714 nicht mehr. Er starb am
4. Januar 1707, noch nicht 52jährig, an den Folgen einer Schussverletzung verbittert
und angefeindet in seinem Schloss in Rastatt. Er hatte ab 1704 sich das Ober-

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