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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 37
(PDF, 39 MB)
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Kaltenherberge wurde auch Politik gemacht". Denn im April 1733 brachte Markgraf
Karl Wilhelm durch einen Kaufvertrag, der auf der Kaltenherberge geschrieben
wurde, das Dorf Hertingen wieder an das Haus Baden, wodurch viele Streitigkeiten
vermieden wurden.

Römische Funde in unmittelbarer Umgebung belegen eine sehr frühe Besiedlung
an dieser Stelle. Mauerreste, Leistenziegel und Bruchstücke von Gefäßen aus
dieser Zeit zeugen von der Existenz römischer Kultur an diesem Platz, und nicht
weit entfernt war auch der Verlauf einer Römerstraße. So wird dieser Bereich sicher
eine sehr lange Zeit schon bevölkert gewesen sein, ohne dass wir etwas über
die genaueren damaligen Lebensumstände der Bewohner wissen. Erst die neuere
Geschichtsschreibung rückt deshalb das Hofgut wieder in den Blickpunkt unseres
Interesses. Im Kreuzungsbereich zweier wichtiger uralter Landstraßen („Alte Poststraße
" von Lörrach über Mappach zur Kaltenherberge und „Alte Basler Straße"
von Basel über Eimeidingen, Pritsche, über den Katzenberg zur Kaltenherberge)
liegend, stellte das Hofgut nämlich über viele Jahrhunderte auch eine wichtige
Station für alle Durchreisenden dar. Als Post- und Umladestation hatte das Hofgut
früher eine immens wichtige Stellung in unserem Gebiet. Schon in einer uralten
Landbeschreibung heißt es dazu: „Hier war der Mittelpunkt des Straßennetzes dieser
Landschaft". Nicht zuletzt erklären sich deshalb die alten Postkartenanschriften
, wie „Lörrach bei Kaltenherberg" oder „Schopfheim bei Kaltenherberg". Neuigkeiten
zum Weltgeschehen verbreiteten sich in der Umgebung im Nu meist vom
Posthaus der Kaltenherberge, oft waren dabei auch Nachrichten über kriegerische
Situationen. Wer mit der Postkutsche damals von Mainz herkam, stieß hier an den
Schliengener Berg, und auch aus Richtung Süden mussten immer Vorspannpferde
vor die jeweiligen Gefährte benutzt werden. Fürsten und Feldherren hatten hier
Station gemacht, so z. B. Kaiser Joseph II. und Markgraf Karl Friedrich von Baden
, General Moreau und sein Gegenspieler, Erzherzog Karl von Österreich. Bekannte
Künstler, Musiker, Fürstäbte und Dichter, wie z. B. Johann Peter Hebel und
Victor Hugo, kehrten hier bei ihren Reisen ins Ober- oder Unterland ein. Auch für
Handwerksburschen und Studierende war der Ort wohlbekannt, und sehr gerne
kehrte man in diesem berühmten Wirtshaus ein. Nicht zuletzt war das Hof gut aber
auch eine gute Lehrstube für viele Bauernsöhne und -töchter, lernten sie doch hier
neben den landwirtschaftlichen Arbeiten und dem Kochen guten Anstand und die
Weltoffenheit kennen.

Über die jeweiligen Bewohner des großen Hofguts erfahren wir erst etwas in
den Zeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg, obwohl es sich urkundlich schon seit
1514/15 nachweisen lässt. Kurz nach dem Westfälischen Frieden (1648) erwarb
nämlich ein gewisser Quartiermeister und Veteran Eckart Gerster das gesamte Gut.
Gerster stammte ursprünglich aus Stendal im Kurfürstentum Brandenburg und ließ
sich als „Gastgeber zu Steinenbruck" auf dem Hofgut nieder. Zu entnehmen ist daraus
, dass über dem Haselbach schon damals eine steinerne Brücke bestand und
auf der Kaltenherberge um diese Zeit auch bereits gewütet wurde. Es heißt in der
Urkunde weiter: „hat sich in Kriegsdiensten under der Krön Dannenmark und

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