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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 42
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0044
dersetzungen in Zeiten der Französischen Revolution. Hier heißt es u. a. zum
Dezember 1793: „Heute kommt von Basel und von der Kaltenherberge die fatale
Nachricht, daß (General) Wurmser bei Hagenau auf seinem rechten Flügel gänzlich
geschlagen sei". Abends kam Posthalter Ernst Adam Reinau von Lörrach
mit einem Brief von Hauptmann Gugumes aus Schwarzach und bestätigt die
Nachricht, dass die ganze deutsche Armee mit ungeheurem Verlust aus dem El-
sass vertrieben worden sei. Angst und Schrecken verbreitete sich daraufhin im
Markgräflerland, und man kann erkennen, welche Wirkung manche Depeschen
des Posthalters Reinau hatten. In der Folge gab es auch immer wieder Truppenlager
bei der Kaltenherberge. Besonders eindrücklich muss das Feldlager der
Condeschen Truppenteile gewirkt haben. Hier schreibt der Pfarrer: „Es war ein
wahres Luftlager, terrassenförmig angelegt, mit Lauben, Blumengärten und
Pforten". Immer wieder waren auch Frohnarbeiten angeordnet worden, und auch
hier heißt es einmal: „Es müssen 400 angeschirrte Pferde zur Kaltenherberge geschickt
werden, allwo Wagen mit Pontons, Balken und anderen Geräten zu einer
Schiffbrücke und viele Kanonen stehen". Im Oktober 1796, als manche Häuser
im Markgräflerland in Flammen aufgingen, errichtet General Moreau beim
Rückzug während 4 Tagen seine Befehlsstelle auf der Kaltenherberge. Die Familie
Reinau hatte hier besonders zu leiden, allein der Posthalter Ernst Adam Reinau
listete später Ausgaben von 28 Gulden und 58 Kreuzern für die Fleischversorgung
für diesen Zweck auf. Ein Pfund Fleisch kostete damals 6 Kreuzer. Der
Wirt Ludwig Reinau hatte 1 Gulden und 48 Kreuzer als Auslagen angegeben.
Unruhige Zeiten waren auch die Jahre danach, und in alten Kriegsrechnungen
sehen wir immer wieder die Beanspruchung der Posthalterei.

Als „Wirt zum Lamm auf der Kaltenherberge" nannte sich auch wieder ein Enkel
von Johann Ludwig Reinau mit gleichem Vornamen. Er heiratete 1810 seine
Cousine Maria Barbara Gottschalk aus Schopfheim. Etwa zur gleichen Zeit amtete
auf dem Hofgut als großherzoglicher Posthalter ein Enkel des Ernst Adam Reinau
mit Namen Ernst Friedrich Ludwig. Er war mit einer Tochter des Kanderner Apothekers
Andreas Friedrich Duvernoy verheiratet. Mit Wilhelm Friedrich, einem
Sohn von Johann Ludwig Reinau, schließt sich die Ära dieser bedeutenden Familie
auf der Kaltenherberge. Sechs Generationen Reinau bildeten in der Blütezeit
dieses Hof gutes für viele Bewohner in diesem Landstrich eine Vorbildstellung und
oft auch eine gute Verdienstmöglichkeit. Im Jahre 1804 standen auf dem Wohnplatz
ein Posthaus, ein Wohn- und Wirtshaus sowie elf verschiedene Nebengebäude
mit Fahr- und Werkstattremisen, eigener Sattlerei und Schmiede. Insgesamt 172
Morgen Wirtschaftsfläche gehörten dazu. Allein die Posthalterei beschäftigte neben
dem Posthalter fünf Postillone und vier Postknechte. Über 60 Pferde, drei
Chaisen, drei Viersitzer, zwei halbgedeckte und zwei offene Kaleschen, ein neun-
sitziger Eilwagen und vieles mehr gehörten zur Fahrnis. Noch lange Zeit hörte
man von den älteren Einwohnern im Umkreis viele Geschichten und Erzählungen,
manchmal auch schaurigen Inhalts, über die Kaltenherberge. Wie sich das Leben
dort im 18. Jahrhundert abgespielt haben könnte, schildert eindrücklich Hermann

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