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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 79
(PDF, 39 MB)
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tav, erlernten ebenfalls das Schmiedehandwerk. Im Museum ist eine Feldpostkarte
aus dem Ersten Weltkrieg erhalten, die Ernst Berger nach Hause schickte und die
zeigt, dass Schmiede von 1914 bis 1918 gefragte Handwerker im Krieg waren. Im
Ersten Weltkrieg waren nicht Kraftwagen oder Panzer, sondern noch Pferde die
Zug-, Reit- und Versorgungsmittel. Ernst Berger arbeitete als Schmied an wechselnden
Orten. Sein Berufsweg führte von Offenburg über Freiburg wieder zurück
in die Nähe von Hertingen - zur Kaltenherberge. Gustav Berger dagegen ging im
Rahmen seiner Ausbildung „auf die Walz" und blieb nicht in Deutschland, sondern
wechselte in die Schweiz. Er arbeitete im Kanton Schwyz in Arth (1909/10) und
1911 in Erlenbach bei Zürich3). Gustav Berger war der Sohn, der dann 1930, nach
dem Tod seines Vaters, in zweiter Generation die Schmiede in Hertingen übernahm
. Ein Jahr zuvor, 1929, war Gustav Bergers Sohn Gerhard Berger geboren
worden. Mit 15 Jahren, mitten im Zweiten Weltkrieg, begann er 1944 seine dreijährige
Lehre zum Schmiedeberuf bei seinem Vater. Gerhard Berger besuchte bereits
die Gewerbeschule in Müllheim und legte in Buggingen, bei „Schmied
Koch", seine Prüfung zum Gesellen ab. Als Gesellenstücke fertigte er eine Feuerzange
, ein Einspänner-Wagenscheid und einen Bremsschaft an4). Gerhard Berger
allerdings arbeitete nur drei Jahre als Schmied in der Schmiede in Hertingen. 1957
entschied er sich dafür, einen Arbeitsplatz bei der Bahn anzunehmen. Gustav Berger
übernahm die Schmiede wieder - arbeitete aber im höheren Alter und bis zu
seinem Tod nur noch zeitweise.

Von Gustav Berger ist übrigens vom Tag des Einmarsches der Franzosen am
25. April 1945 in das Dorf Hertingen eine interessante Beobachtung überliefert,
welche die 2010 verstorbene Hertingerin Lina Idda machte, die 1945 21 Jahre alt
war. 2005 ließ sie im Rahmen einer Zeitzeugenbefragung zum Kriegsende in Südbaden
für die Badische Zeitung (Ausgabe vom 13.07.2005) festhalten, wie Berger
sehr wahrscheinlich durch sein einschüchterndes Auftreten und seine Drohung gegenüber
einem deutschen Offizier verhinderte, dass Hertingen einem Racheakt der
künftigen Besatzer zum Opfer fiel:

„Um den 25. April kamen dann die Franzosen ins Dorf, es war gegen
Mittag und ich war allein in unserer Küche - meinen Vater hatten sie noch
zum Volkssturm eingezogen. Jetzt chömmet sie', rief jemand von der Straße
aus. Ich bin zum Rathauskeller gerannt und dort standen schon Leute, die
weiße Tücher schwenkten. Die Mannschaft vom Geschütz im Dorf war
schon geflüchtet aber unglaublicherweise rannte kurz vorher noch ein fanatischer
Offizier herum, der dazu aufrief, die Panzerfäuste gegen die Franzosen
zu benutzen. Der alte Schmied Berger hat ihm und seinen Leuten Machet
, dass de zum Teufel chömmet' zugelaufen. Der Offizier ist dann auch
Richtung Wald verschwunden. Wenn noch jemand eine Panzerfaust benutzt
hätte, wäre sicherlich von der französischen Besatzung das Dorf angezündet
worden5)."

Dass Gustav Bergers Sohn Gerhard Berger 1957 zur Bundesbahn wechselte,
hatte seine Gründe sicherlich auch im dort gesicherten höheren Einkommen. Be-

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