Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 80
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0082
reits in den zwanziger und dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts übernahmen
zunehmend industrielle Großschmieden und Metall verarbeitende Betriebe
die bis dahin klassischen Arbeitsfelder der Dorfschmieden. Dieser Prozess beschleunigte
sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den Zeiten des Wirtschaftswunders
. Landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge wurden ebenso wie Haushaltswaren
zunehmend industriell angefertigt und konnten wegen der massenhaften Serienproduktion
billiger zum Verkauf angeboten werden. Damit verloren die Dorfschmieden
einen Teil ihrer Aufträge. Infolgedessen begannen sich viele Schmiede
auf Reparaturen und auf das Schleifen von Messern, Sensen, Sägen und mehr zu
spezialisieren. Gustav Berger interessierte sich durchaus für technische Neuerungen
und Maschinen, die ihm und seinem Sohn das Arbeiten leichter machten. So
beschaffte der Schmied in den dreißiger Jahren einen Schweißbrenner. Die Transmission
- Transmissionsriemen wurden seit langer Zeit zur Kraftübertragung in
Dorfschmieden, aber zum Beispiel auch in Fabriken und in den großen industriellen
Gesenkschmieden, wie es sie in Solingen gab, eingesetzt - in der Schmiede
Berger wurde mit einem Starkstrommotor angetrieben und mit einer Bohrmaschine
ergänzt. Die Transmission mit daran angeschlossenen Maschinen ist ebenfalls
im Museum aufgebaut.

Huf-und Wagenschmiedearbeiten waren nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst
noch gefragt - bevor das Auto und Traktoren mit Gummibereifung ihren Siegeszug
antraten. Noch Anfang der fünfziger Jahren gab es viele Pferde, aber auch
Ochsen, die regelmäßig neue Hufeisen benötigten, und entsprechend existierten
noch viele Transport- und Heuwagen mit Holzrädern, denen der Schmied die Eisenreifen
aufzog, besonders dann, wenn sich die Eisenbereifung bei heißem Wetter
im Sommer von den Felgen löste. Mit Fortlauf der fünfziger Jahre waren aber
mehr und mehr Landwirte und Handwerker imstande, moderne Fahrzeuge zu kaufen
und damit Pferde und Zugochsen abzuschaffen. Das Einkommen in den kleinen
Dorfschmieden sank immer weiter, da Hufschmiedearbeiten, genauso wie Wagenschmiedearbeiten
kaum noch benötigt wurden. Würde Gustav Berger in der
heutigen Zeit leben, gäbe es für ihn als Hufschmied wieder viel zu tun. Dank des
seit den achtziger Jahren in Deutschland wieder stark wachsenden Reitpferde- und
Nutzpferdebestandes sind Hufschmiede erneut gefragte Fachleute, ebenso wie
Kunstschmiede in der Baubranche. Schmiede waren bereits zu Zeiten Gustav Bergers
, wenn sie als Hufschmied arbeiteten, gut informiert, was manche Krankheit
bei Pferden und Kühen betraf. Davon kündigen Zahnraspel und Maulgatter, die
heute noch im Museum im Schmiedebereich zu sehen sind. An der Wand der
Schmiede im Museum hängt zudem eine anatomische Zeichnung des Pferdefußes
mit der entsprechenden Beschriftung. Auch heute gehört es für Hufschmiede dazu,
bestimmte Krankheitsbilder bei Pferden, insbesondere Erkrankungen des Bewegungsapparates
, frühzeitig zu erkennen.

Den meisten Schmiedegesellen und Schmiedemeistern in den kleineren Dorfschmieden
war es schon in der Kaiserzeit nicht gelungen, auskömmlich für eine
Familie zu sorgen - das galt besonders, wenn man viele Kinder hatte. Dabei waren

80


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0082