Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 87
(PDF, 39 MB)
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3. Richten und Anpassen des neuen Hufeisens: Der Hufschmied sucht für
den individuellen Fuß des Tieres ein vorgefertigtes Hufeisen aus, erhitzt und
richtet es. Nach dem Einschlagen der Löcher für die Hufnägel wird das Hufeisen
mit dem Aufpasszirkel kurz auf die Tragfläche des Hufeisens aufgebrannt
um zu prüfen, ob es passt. Eventuell muss es nachbearbeitet werden.

4. Aufnageln des Hufeisens: Der Schmied legt das fertige Hufeisen auf
den Huf und schlägt mit dem Hufbeschlaghammer die Nägel so weit ein,
dass sie mit ihrer Spitze aus der Hornwand heraustreten. Schief eingeschlagene
Nägel können mit dem eingekerbten Teil des Hammers wieder herausgezogen
werden. Die Nagelspitzen werden mit der Hufbeschlagzange abgekniffen
. Mit dem Unterhauer wird anschließend unter jedem Nagelstumpf
eine kleine Delle in der Hornwand geschaffen, die man Nietbett nennt. Die
Hufbeschlagzange wird mit ihrer Nietvorrichtung so gegen den Nagelstumpf
gesetzt, dass dieser durch einige Schläge auf den Nagelkopf umgebogen
wird; dann wird er in die Hufwand gehämmert (vernietet). Damit ist
gewährleistet, dass sich der Hufnagel nicht so leicht lockert10).

Zur Kunst des Schmiedens gehörte in vielen Dorfschmieden auch die Messerherstellung
. Nils Holloh hat in einem Aufsatz mit dem Titel „Vom Stahl zur Klinge
und zum fertigen Messer" das Prozedere des Messerschmiedens vom Schmieden
der Klinge über das Feilen bis hin zum Polieren vom Mittelalter bis zur Neuzeit
dargestellt. Unter anderem heißt es da: „Nach Erhitzen auf 1000 Grad wird die
Klingenspitze geformt... dann folgt das Ausziehen der Schneidfläche" n) und auch
das Ausziehen einer Angel für den späteren Messergriff. Nach dem groben Schleifen
wurde die Klinge noch einmal erhitzt, geschliffen, gefeilt und ganz am Schluss
poliert.

Eine ausgezeichnete Schilderung, wie ein Wagenschmied arbeitete, ist auf der
Internetseite des steirischen Vulkanlandes/Österreich nachzulesen. Dort wird die
Arbeit von Schmied Franz Pfingstl genau beschrieben - man darf annehmen, dass
Gustav Berger ein ähnliches Vorgehen beim Aufziehen von Eisenreifen befolgte:

„In der Schmiede von Franz Pfingstl in Lodersdorf bei Feldbach wurden
die alten Schmiedehandwerkstechniken bis in die Zeit des 3. Jahrtausend
hinübergerettet. Wenn es gewünscht wird, zieht der alte Schmiedemeister einen
Eisenreifen... auf ein hölzernes Wagenrad auf oder beschlägt einen
hölzernen Fuhrwagen oder eine Kutsche. Er ist einer der letzten Schmiede
im Land, der dabei mit althergebrachtem Werkzeug und Arbeitsmethoden
arbeitet.

Liegt das fertige Holzrad zum ,Roajuufziehn (Reifaufziehen) vor, misst
der Schmied die für das Rad notwendige Länge des Flacheisens aus. Dafür
wird die Holzradfelge seitlich markiert und das Rad auf dem Flacheisen so
lange ausgerollt, bis die Markierung wieder auf das Flacheisen trifft. Einige
Millimeter nach diesem Markierungspunkt wird das Flacheisen abgeschnitten
. Jetzt wird das Flacheisen, das entsprechend der Radgröße bis 10
mm dick sein kann, über das Rad zu einem Reifen aufgerollt. Eine schwere

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