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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 90
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0092
Johann Peter Hebels „Unglück der Stadt Leiden66 -
Anmerkungen zur Quellenlage und zur Deutung

der Geschichte

Martin Jösel

Wir schreiben den 14. Januar des Jahres 1807: Johann Peter Hebel übernimmt in
Karlsruhe die Redaktion des neuen Kalenders. Damit ist er spätestens seit diesem
Tag für den „Rheinländischen Hausfreund" als Chefredakteur verantwortlich und
auf intensiver Suche nach neuem „Stoff. Fünf Tage später liest er am Montag in
der Carlsruher Zeitung1 Nr. 11, Seite 41:

Holland.

Schreiben aus dem Haag, vom 13. Jan.

Gestern ereignete sich in Leyden, 3 Stunden von hier eine schreckliche Begebenheit
, von welcher diese unglückliche Stadt zugleich der Schauplatz und das Opfer
ward. Ein bedecktes Fahrzeug ongefähr mit 70 Fäßer Pulver beladen, welches anstatt
durch die äußern Kanäle zu gehen, die Stadt selbst paßirte, flog zwischen 4
und 5 Uhr Abends in die Luft, ohndaß man bis itzt die Ursache davon weiß. Fürch-
terelich waren die Würkungen dieses unverhoften Zufalls. Nicht nur wurde die
Küste des Kanals - Rapenburg genannt - eine der schönsten Straßen der Stadt
gänzlich zerstöhrt, eine Menge Häuser durch die heftige Erschütterung eingestürzt
, mehrere andere ihrer Dächer beraubt, und eine größre Anzahl beschädigt,
als auch das Rathhaus, deßen Thurm nebst einem Theil des Gebäudes, obschon
dasselbe mehrere hundert Schritte von dieser unglücklichen Stätte in einer andern
Straße liegt, umstürzte, sondern zu gleicher Zeit brach in mehreren Vierteln der
Stadt Feuer aus: welches, begünstigt durch den Wind, so große Verheerungen anrichtete
, daß hier schon gegen 10 Uhr die Nachricht eintraf, mehr als 60 Häuser
seyen von der Wuth der Flammen ergriffen, und eine große Anzahl Menschen hätten
sowohl durch die Gewalt der Erschütterung, durch den Sturz der Häuser und
den Schutt der Gebäude, als auch im Wasser und im Feuer ihr Leben verlohren;
eine Schule voll kleiner Kinder, ein Lehrer und der General Rudweld wurden Opfer
des Todtes, und eine Dame, welcher ihre beiden Kinder, mit denen sie eben auf
der Küste gieng, an ihrer Seite zerschmettert wurden, sich aus Verzweiflung in den
Kanal stürzte.

Sobald der König hier um 7 Uhr die Nachricht von diesem traurigen Ereigniß
erhielt, ergrief er von lebhaftem Schmerzen gerührt, die tauglichsten Maasregeln,
um die Unglücklichen zu retten, die Feuersbrunst in ihrem Fortgang zu hemmen
und die öffentliche Sicherheit zu handhaben; ließ auch alle Feuerspritzen und eine
große Anzahl Arbeiter dahin aufbrechen. Bey der weitern Nachricht, daß das Feu-

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