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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 92
(PDF, 39 MB)
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Zeiger auf dem großen Thum auf bald fünf stand - fleißige Leute saßen daheim
und arbeiteten, fromme Mütter wiegten ihre Kleinen, Kaufleute giengen ihren Geschäften
nach, Kinder waren beysammen in der Abend-Schule, müßige Leute hatten
lange Weile und saßen im Wirthshaus beym Kartenspiel und Weinkrug, ein Bekümmerter
sorgte für den andern Morgen, was er essen, was er trinken, womit er
sich kleiden werde, und ein Dieb steckte vielleicht gerade einen falschen Schlüssel
in eine fremde Thüre, - und plötzlich geschah ein Knall. Das Schiff mit seinen 70
Fässern Pulver bekam Feuer, sprang in die Luft, und in einem Augenblicke, (ihr
könnts nicht so geschwind lesen, als es geschah) in einem Augenblick waren ganze
lange Gassen voll Häuser mit allem was darinn wohnte und lebte, zerschmettert
und in einen Steinhaufen zusammengestürzt oder entsetzlich beschädigt. Viele hundert
Menschen wurden lebendig und todt unter diesen Trümmern begraben oder
schwer verwundet. Drey Schulhäuser giengen mit allen Kindern die darinn waren,
zu Grunde, Menschen und Thiere, welche in der Nähe des Unglücks auf der Straße
waren, wurden von der Gewalt des Pulvers in die Luft geschleudert und kamen in
einem kläglichen Zustand wieder auf die Erde. Zum Unglück brach auch noch eine
Feuersbrunst aus, die bald an allen Orthen wüthete, und konnte fast nimmer gelöscht
werden, weil viele Vorrathshäuser voll Oel und Thran mit ergriffen wurden.
Achthundert der schönsten Häuser stürzten ein oder mussten niedergerissen werden
. Da sah man denn auch, wie es am Abend leicht anders werden kann, als es
am frühen Morgen war, nicht nur mit einem schwachen Menschen, sondern auch
mit einer großen und volkreichen Stadt. Der König von Holland setzte sogleich ein
namhaftes Geschenk auf jeden Menschen, der noch lebendig gerettet werden konnte
. Auch die Todten, die aus dem Schutt hervorgegraben wurden, wurden auf das
Rathhaus gebracht, damit sie von den Ihrigen zu einem ehrlichen Begräbniß konnten
abgeholt werden. Viele Hülfe wurde geleistet. Obgleich Krieg zwischen England
und Holland ist, so kamen doch von London ganze Schiffe voll Hilfsmittel
und große Geldsummen für die Unglücklichen, und das ist schön - denn der Krieg
soll nie ins Herz der Menschen kommen. Es ist schlimm genug, wenn er aussen vor
allen Thoren und vor allen Seehäven donnert.4

Mit großer Sicherheit haben wir mit dem Karlsruher Bericht die - bisher von der
Hebel-Forschung noch nicht wahrgenommene - eigentliche Quelle für Hebels Geschichte
vor uns!5 Hebel übernimmt aus ihr die folgenden Fakten:

-den Tag und die Uhrzeit des Geschehens: 12. Januar 1807 zwischen 4
und 5 Uhr

- den genauen Ort: den Kanal Rapenburg in Leiden und damit die topographische
Genauigkeit

- die eigentliche Katastrophe: die Explosion von 70 Pulverfässern auf einem
Schiff6

- die anschließende Feuersbrunst

- Schulen und Kinder als die größten Opfer

- den anreisenden und helfenden König7

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