Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 93
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0095
- die Darstellung von Einzelschicksalen

- die Gleichzeitigkeit mehrer Geschehnisse

Genauere Ursachenforschung und die Frage nach Schuld oder möglicher Sabotage
interessieren weder den Redakteur der Zeitung noch den Kalendermann.8

Die Unterschiede in der Aussageabsicht und Gestaltungsweise des Berichts bzw.
der Geschichte sind überdeutlich: So beginnt der Karlsruher Redakteur sehr früh
mit einer gefühlsgeladenen, dramatisierenden Bewertung der schrecklichen Begebenheit
an dem unglücklichen Schauplatz. Hebel hingegen führt nach einer (etymologisch
„falschen9) Einleitung recht sachlich in seinen „Bericht" ein: Lexikalische
Informationen werden scheinbar unbeteiligt mit alltäglichen Verhaltensweisen
der Bewohner verknüpft. Langsam baut dann der Erzähler seinen Spannungs-
bogen auf: Und niemand dachte daran... während die Karlsruher Zeitung schon in
Zeile 4 das konkrete Geschehen mitteilt, um erneut sehr emotionsgeladen den Lesern
die fürchterlichen Wirkungen der Katastrophe vor Augen zu führen. Hebel
deutet an vergleichbarer Stelle erst erneut die Katastrophe an: obgleich ein
Schiff.... Noch immer „passiert" bei Hebel nichts. Der Karlsruher Berichterstatter
verweist inzwischen mit Stolz auf den sensationellen Nachrichtencharakter seines
Beitrags: daß hier schon gegen 10 Uhr die Nachricht eintraf... Der Abschnitt endet
mit der Schilderung einer Frau, die sich aus Verzweiflung in den Kanal stürzte.
Die Sensationen überschlagen sich, als Leser scheinen wir unmittelbar vor Ort zu
sein! Das gesamte letzte Drittel des Berichts wird dann dem Auftritt des holländischen
Königs gewidmet. Die sentimentalen und emotionalen Bewertungen nehmen
nochmals zu: Der König sei von lebhaftem Schmerzen gerührt gewesen, und
habe deswegen souverän und umsichtig das Menschenmögliche getan, um in großer
Not zu helfen. Hebel widmet dem Einsatz des Königs einen einzigen Satz, der
in seiner bürokratischen Trockenheit verblüffend erscheint. Viel wichtiger sind für
Hebel dessen moralische Schlussüberlegungen: diese thematisieren die Sinnlosigkeit
von Krieg.

Abb. 2: Illustration zu Hebels Geschichte von Carl Hermann Schmölze
aus der „Schatzkästlein"- Ausgabe von 1846 des Cotta-Verlags Stuttgart

93


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0095