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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 94
(PDF, 39 MB)
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Hebels erzählerische und gestalterische Leistung ist schon mehrfach gewürdigt
worden.10 Im Vergleich zur Zeitungsschilderung wird vor allem deutlich, dass Hebel
seine Geschichte der kurzlebigen Boulevardpresse entreißen möchte, um sie
für seinen Jahres(!)-Kalender neu zu schreiben - und dann sogar (wie nur sehr wenige
politisch-historische Texte des „Hausfreunds") noch in sein „Schatzkästlein"
zu übernehmen. Das besondere Augenmerk legt Hebel offensichtlich auf die souveräne
Gestaltung von „Zeit": Im Bewusstsein, dass der Leser gar nicht so geschwind
lesen kann als es geschah, komponiert Hebel um die „Erzählachse" - und
plötzlich geschah ein Knall - seine Darstellung; die Tageszeiten11 werden dabei
sorgfältig den Momenten „Frieden", „Explosion" als gewaltige Erschütterung und
Lebenszäsur, und „Chaos" zugeordnet. Die elementare Wucht des Geschehens
spielt sich im Wortsinne in und mit allen Elementen ab: Feuer, Wasser, Luft und
Erde sind betroffen.

Auch in Basel erschien 1808 im „Hinckenden Bott" ein Kalender-Bericht über
die Katastrophe in Leiden:

Die Stadt Leyden wird durch einen fürchterlichen Zufall in grossen Schaden gesetzt
.

Leyden ist eine der schönsten, grösten und reichsten Städten in der Provinz Holland
; Man rechnet die Anzahl ihrer Häuser auf zehentausend, und die Einwohner
auf wenigstens 30tausend. Sie ist wegen ihrer vortrefflichen Universität und wegen
ihrer weit ausgebreiteten Handelschaft rühmlich bekannt. Diese Stadt ist im Jenner
1807 plötzlich in einen Schauplatz des Jammers und menschlichen Elends verwandelt
worden. Es kam nemlich am 12. Jenner ein mit Pulver beladenes Schiff an
dieselbe, und weil der Schiffer seine Ladung fälschlich für Getreid angab, so erhielt
er die Erlaubnuß in einem Canal durch die Stadt zu fahren. Als er in einer
der schönsten Gegenden der Stadt war, machte derselbe Feuer an, um vermutlich
sein Mittagsmahl zu kochen. Darüber kann man keine Umstände melden, weil der
Schiffer samt seiner ganzen Ladung in die Luft gesprengt worden ist. Es geschah
Nachmittags um 4 Uhr, als durch einen unglücklichen Feuerfunken die ganze Ladung
des Schiffes, die auf 300 Centnern Pulver bestuhnd, in Feuer gerieth, und
eine der schrecklichsten Aufbrausungen erfolgte. Der Schlag, welchen das so
plötzlich entzündete Pulver in der Luft machte, war sehr fürchterlich, und von einer
so entsetzlichen Würkung, dass die meisten Häuser in dem schönsten Quartier
der Stadt, welches Rapenburg heißt, plötzlich zusammenstürzten, und die übrigen
so gewaltig beschädigt wurden, daß die Dächer abgehoben, alle Fenster zersprengt
, und alles durch einander geworfen wurde. Aber das bejammernswürdigste
Schicksal traf die - Menschen. Viele Schlachtopfer dieses furchtbaren Ereignisses
wurden unter den Ruinen der zusammenstürzenden Menschen und Thiere, welche
sich grade auf den Strassen befanden, die zunächst an Rapenburg grenzten,
wurden in die Luft geschleudert, zerschmettert, oder gefährlich verwundet. Zwey

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