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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 96
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sollte. Alle Leichen wurden auf hohen Befehl aufs Rathhaus gebracht, um den
trostlosen Familien, welche sie erkennen möchten, zugeführt werden zu können.

Der König von Holland wieß sogleich eine Summe von 130 tausend Gulden zur
Unterstützung der Verunglückten an. In allen Städten Hollands wurden reiche
Steuern gesammelt, auch sind von auswärtigen Orten grosse Summen zur Tröstung
der durch diesen Zufall verunglückten Einwohner Leydens nacher Übermacht worden
. Aus Engeland sind besonders viele tausend Pfund Sterling in Amsterdam und
andern Städten Hollands bezahlt und nach Leyden Übermacht worden.

Die Zahl der gänzlich zerstörten Häuser in Leyden ist in öffentlichen Zeitungen
auf800 angegeben worden.

Als Quelle für diese Geschichte ist - aufgrund der teils wörtlichen Übernahme
einiger Passagen - eindeutig „Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizerbote
Nr. 6, Aarau, den 6ten Februar 1807, S. 43 und 44"12 auszumachen:

Ausländische Nachrichten.

Holland.

Am Ilten Jenner ereignete sich zu Leiden ein schrecklicher Vorfall, der diese
stille friedliche Stadt zu einem Schauplatz der Verwüstung machte, und unübersehbares
Elend über zahlreiche Familien und über die ganze Stadt verbreitete. Nachmittags
zwischen 4 und 5 Uhr hörten viele Menschen, besonders ausserhalb den
Thoren von Amsterdam, einen fürchterlichen Knall, der von einer Lufterschütterung
begleitet war, welche man nur als die Folge eines Erdbebens oder eines zersprungenen
Pulverthurms betrachten konnte. Ein ziemlich großes, mit 70 Fässern
Pulver beladenes, Beurt-schip13, welches nach Delft bestimmt aber des
strengsten Verbots ungeachtet in der Stadt Leiden liegen geblieben war, sprang auf
einmal mit dem fürchterlichen Schlag in die Luft, und dies war von einer so entsetzlichen
Würkung, dass die meisten Häuser auf dem Rapenburg zusammen stürzten
, und die übrigen so gewaltig beschädigt wurden, dass die Dächer abgehoben,
alle Fenster zersprengt, und alles durch einander geworfen wurde. Aber das bejammernswürdigste
Schicksal traf die - Menschen. Zahllose Schlachtopfer
dieses furchtbaren Ereignisses wurden unter den Ruinen der zusammenstürzenden
Häuser begraben oder zerschmettert. Menschen und Thiere, welche sich gerade
auf den Straßen befanden, die zunächst ans Rapenburg grenzten, wurden in die
Luft geschleudert, zerschmettert, oder gefährlich verwundet. Zwei Pensionäranstalten
stürzten ein, und nur Wenige darin befindlichen Pensionär-Eleven
wurden gerettet. Eine Armenschule gieng mit den darin befindlichen Kindern zu
Grunde. Zu gleicher Zeitbrach von allen Seiten die Flamme aus, und machte die
Verwüstung noch schrecklicher. Die Verwirrung und der Schrecken war so groß,
daß die meisten nicht wußten, wohin sie fliehen, wo sie helfen und retten sollten.
Die Flamme wüthete spät Abends noch. Der König schickte augenblicklich einen
Theil seiner Garde aus dem Haag nach Delft, und erschien selbst mit einem kleinen
Gefolge in Leiden, um alles Mögliche zur Löschung des Brandes und zur Rettung
der Unglücklichen beizutragen. Der Greuel der Verwüstung waren unbe-

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