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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 102
(PDF, 39 MB)
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mit der tatkräftigen Hilfe der Menschen während der Katastrophe und der friedlichen
Annäherung zwischen Holland und England in den damaligen kriegerischen
Auseinandersetzungen. Mit Recht hat Pastor Christop Jaeger in seiner Hamburger
Predigt vom 24. Juli 2011 über Hebels „Unglück der Stadt Leiden" darauf hingewiesen
, dass die Geschichte „aus einer überraschend ruhigen und gelassenen
Grundhaltung heraus4'19 erzählt wird, die in ihrer christlichen Seelenruhe, im tiefen
Vertrauen auf Gott begründet ist.

So spannt Hebel mit seiner Geschichte den theologischen und erzählerischen
Bogen von seiner frühen Predigerzeit als junger Pfarrer im Oberland bis zum exzellenten
Karlsruher Schriftsteller. Die Kenntnis der Quelle(n) und die Einblicke
in die niederländische publizistisch-literarische Wirkungsgeschichte der Katastrophe
von 1807 erleichtern und vertiefen gleichzeitig unser Verständnis der Hebel-
schen Kalendergeschichte.

Anmerkungen

1 Spätestens mit dem Brief an Gustave Fecht vom 22. Februar 1793 lässt sich Hebel als eifriger Leser
der Carlsruher Zeitung nachweisen: „Am Karlstag war ich bey einem großen Schmaus und an
des H. Erbprinzen Geburtstag wieder, und habe helfen die schönen Lieder singen, von welchen
Herr Macklott in der Zeitung sagt..." Einzelheiten zu Macklot und zur Karlsruher Zeitung in: Otto
Müssle: 175 Jahre Macklot'sche Druckerei und Verlag Karlsruhe i. B. , Karlsruhe 1932

2 Frau Renate Lichtenwald-Rast von der Badischen Landesbibliothek hat mir freundlicherweise auf
meine Anfrage hin eine Kopie der Karlsruher Zeitung vom 19.1.1807 zugesandt.

3 Wir gehen in unserem Beitrag der Problematisierung des Begriffs „Geschichte" nicht weiter nach.

4 Die vorliegende Kalenderfassung weicht von der späteren Schatzkästlein-Version nur an zwei unwesentlichen
Stellen ab.

5 Auch für Hebels zweite große Katastrophen-Darstellung nämlich „Das Bombardement von Kopenhagen
" ließe sich der Nachweis führen, dass die Karlsruher Zeitungen (Ausgaben vom September
1807) als Vorlage dienten und erzähltechnisch große Parallelen zum „Unglück der Stadt Leiden"
aufweisen. Beide Geschichten fehlen bis heute bezeichnenderweise in vielen „Schatzkästlein" -
Ausgaben, vor allem wenn diese „kindgerecht" bearbeitet wurden. In diesen Editionen geht es oft
nur darum, Hebel als einen Autor vorzustellen, „der Spaß verstand" und der zeigen wollte, „was
für sonderbare Käuze oft in der Welt herumlaufen." (So z. B. in der von Anneliese Kocialek herausgegebenen
Schatzkästlein-Version von 1958).

6 Die Anzahl der Toten konnte durch die Untersuchung späterer Totenlisten auf 151 bestimmt werden
. Etwa 200 Verletzte und 220 zerstörte Häuser gehörten ebenfalls zur Bilanz der Katastrophe.
Die genauen Hintergründe wurden 2007 in Leiden publiziert, vgl. Anmerkung 16

7 Es handelt sich um den König Lodewijk Napoleon, Bruder des Kaisers Napoleon. Lodewijk regierte
Holland von 1806 bis 1810. In seinem letzten Regierungsjahr gab er einen Erlass heraus, in dem
er Standortbeschränkungen für Manufakturen mit bestimmten Risikofaktoren festlegte, vgl. Dirk
Proske: Katalog der Risiken: Risiken und ihre Darstellung, Dresden 2004, S. 310

8 Ganz im Gegensatz zur heutigen historischen Forschung, die mit der Publikation von Vlist Arti
Ponbsen und Edward Teunis van der Vlist (vgl. Anmerkung 16) einen vorläufigen Abschluss gefunden
hat. Dort werden der (militär-)geschichtliche Zusammenhang der Katastrophe und die Ursachen
für den Unglücksfall facettenreich dokumentiert; eine Darstellung dieses Hintergrunds im
Vergleich mit Hebels Quellen kann unser Beitrag nicht leisten.

9 Die Etymologie Leidens leitet sich von lat. Lugdunum ab. Das Hebeische Wortspiel ist im Niederländischen
nicht möglich.

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