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zahlreichen zusätzlichen, seine Persönlichkeit jedoch sehr tendenziös charakterisierenden
Erwähnungen Mülecks ab, der dem Namen und Amt nach allerdings aus
autochthonen Quellen schon bekannt ist. Auffallend ist in diesem Zusammenhang
zudem, dass sich im Briefwechsel keine Angaben über den Standort des Epitaphs
finden, mit Ausnahme der „Wand", auf der es Platz finden soll. Dies hängt zweifellos
damit zusammen, dass die beiden Freunde die örtlichen Verhältnisse kannten
und wussten, dass sich das Grab in geweihter Erde (außerhalb oder innerhalb)
der Stadtkirche befand. Als solche diente damals die Kirche des ehemaligen Barfüßerklosters
, nachdem der Rhein um 1525 den Südwestteil der Stadt samt dem
Schiff des gotischen Münsters weggerissen hatte.30 Größer als für Neuenburg ist
indessen der Gewinn, der sich aus den Grabinschriften und dem Briefwechsel für
die städtische vorderösterreichische Personengeschichte allgemein ergibt.
Zum Riss und seiner Inschrift und den vermutlichen Vorbildern in Basel
Leider ist es im vorliegenden Rahmen nicht möglich, den Riss anhand kunsthistorischer
Kriterien heimzuweisen bzw. sogar einer bestimmten Werkstatt oder einem
Künstler zuzuschreiben. Dies nur schon deshalb, weil nicht zu entscheiden ist, welche
der zahlreichen, in den Briefen erwähnten Vorlagen schließlich bei Basilius liegenblieb
, zumal sich die präzisesten diesbezüglichen Angaben in den verlorenen
Briefen des Basilius befunden haben müssen. Sicher ist einzig, dass die ornamentale
Umrandung samt den emblematischen Zugaben in den seitlichen Zierleisten den
Wünschen Schwanbachs entsprechen. Wer sie vorgeschlagen hat, wissen wir nicht.
Doch ist klar, dass sie sich bestens dem Zweck, welchen Schwanbach mit diesem
Monument verfolgte, einfügen: Die beiden Störche oben, allerdings nur derjenige
links mit Futter für die Jungen im Schnabel, verweisen auf die bildliche Darstellung
zum Alciat-Emblem: „Gratiam referendam", also auf die Dankbarkeit der Kinder gegenüber
ihren alten Eltern, die sie einst erzogen haben. Die nistenden Turteltauben
unten sind dem Emblem „Amor filiorum" (genetivus objectivus) entnommen, welches
die Aufopferung der Mutter für die Kinder symbolisiert.31 Auffallend ist jedoch
die Asymmetrie der Kartuschen, indem diejenige unten links durch ein anderes
Schmuckelement ersetzt ist. Sollte damit allenfalls eine Variante für die Gestaltung
des definitiven Risses angedeutet sein? Ebenso fällt auf, dass - im Gegensatz zur
Bodenplatte - von Wappen nicht die Rede ist und die Einzel- und Doppelkartuschen
nicht erkennen lassen, ob sie zur Aufnahme solcher vorgesehen waren. Ganz zu
schweigen davon, dass wir nicht wissen, ob wir es mit dem Ausführungsriss und damit
mit dem getreuen Abbild des verlorenen Monuments zu tun haben. Ein Mangel
allerdings, der insgesamt die Bedeutung des vorliegenden Fundes kaum schmälert.
Anders verhält es sich bei der Inschrift. Hier hatte Basilius, wie wir aus dem Briefwechsel
wissen, freie Hand, und es besteht kein Grund, die höchst kunstvolle, ja geradezu
gekünstelte Umformulierung von Schwanbachs erstem Vorschlag, ihm zuzuschreiben
, ihm, dem grüblerischen, ans Formulieren und Umformulieren gewohnten
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