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ben und zur Weisheit ermahnt und erwartet hier in diesem Grab die Auferstehung
der Gerechten. Er starb an der Pest im Jahre 1564 nach der Fleischwerdung Gottes
." Im Amt folgte ihm sein Sohn Johann Jakob (1565-1575) nach. Ihm wurde
zugestanden, solange die Pest herrsche, könne er fern bleiben. Aber wenn er auch
nicht selbst von der Pest betroffen war, sind doch sechs seiner Kinder daran gestorben
, und seine Frau Lavinia fiel ihr im Pestjahr 1610 zum Opfer.10 Die Pestjahre
1635 und 1636 betrafen die Flüchtlinge aus der Markgrafschaft. Mit dem 3.
September 1634 setzte sich aus dem protestantischen Gebiet nach dem Sieg der
Kaiserlichen bei Nördlingen am 25. August 1634 allerorten ein Flüchtlingsstrom
in Bewegung. Wer konnte verließ die Orte des Wiesentales, um sich in Basel sicher
zu fühlen. Dort empfing sie aber die Pest. Der Klingenthaler Friedhof war
bald so überfüllt, dass an einem anderen Ort die Fremden beerdigt werden muss-
ten. Da die Elend Herberg11 keine weiteren Personen aufnehmen konnte, lagerten
in den Straßen und vor den Toren die Sterbenden.12 Als Ergänzung zur Pestgeschichte
Röttelns gehört die Öffnung der Krypta der Kirche. Dort, wo die Töchter
und der Sohn Rudolfs III. bestattet wurden. Dazu gibt es ein „Actum Röteln, ius-
su Serenissimi, C. F. Marchionis Bad. Speciali, vom lten bis 8ten Sept. inclve
Ao. 1783. Sign. O. In praesentia, des Geistlichen Verwalter Helmlingers, Werkmeister
Rebstocks, und mein des Pfarrers Hizigs zu Röteln." Maurermeister
Kessler und 2 Gesellen öffneten im Beisein der erwähnten Amtsleute die Gruft.
Gefunden wurden Gebeine, auch unverweste Körper, die in Kalk gebettet waren.
Das bestätigt, dass die fürstlichen Toten Pestopfer waren.13
Hauingen
Die Pfarrerfamilie der Grynäus hat ihren Schwerpunkt in Rötteln, aber auch in
dem unterhalb gelegenen Hauingen. Hier war von 1558 bis 1559 Theophil
Grynaeus Pfarrer, sein Bruder Johann Jacob wurde sein Nachfolger in dieser Kirche
1559 bis 1563. Bekanntlich starb sein Vater Thomas 1564 an der Pest, dann
wurde Johann Jacob in Rötteln Pfarrer. Die Todesursache Theophils könnte die
Pest gewesen sein. Bei den zwei anderen Brüdern - Simon und Erast - fehlt die
Angabe der Todesursache. Ob in diesen Jahren auch die Bewohner Hauingens von
der Pest betroffen waren, lässt sich nur vermuten. Unter diesem Eindruck verfasste
Johann Jacob das „ Trostbüchlein in Pestzeiten'4, gedruckt in Basel 1583. Im Dreißigjährigen
Krieg fanden die Hauinger ihre Rettung nur in der Flucht, doch nur
wenige kehrten zurück, denn ihr Fluchtziel Basel empfing sie mit der Pest. 1643
bewohnten noch 24 Familien und drei Witwen das Dorf. Da das Kirchenbuch erst
im Jahre 1704 beginnt, kann über die Zahl der Verstorbenen nichts Bestimmtes gesagt
werden. Allenfalls kann aus dem Wiederanwachsen der Bevölkerung nach 25
Jahren auf das ungefähr Doppelte geschlossen werden, dass so groß die Vorkriegsbevölkerung
war. Also verstarb die Hälfte! Darunter war auch der Pfarrer Michael
Roßkopf. Auf der überlieferten Inschrift des nicht mehr auffindbaren Grabsteines
steht nicht, dass er an der Pest verstarb, aber es ist anzunehmen: „Hie ligt begraben
der ehrwördig und wolgelehrte Herr Michael Roßkopf, gewesener Pfarrherr
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