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Föckler trägt mit der Bemerkung am 13. September 1609 ein, „ist Thiebold Giller
der Tottengreber zu Schöpfen peste gestorben". Hier muss bemerkt werden, dass
sonst Totengräber und deren Helfer selten an der Pest starben, weil sie von der
Ansteckung zumindest eine Ahnung hatten. Dieser Totengräber ist also vermutlich
ohne jeden Schutz zu Werke gegangen. Seine Frau hat er auch angesteckt, denn
diese starb am 17. September. An weiteren Septembertagen starben schließlich
zusammen 20 Personen an der Pest, am 7. gleichzeitig vier. Dem Kirchenbuch
könnten noch viele ergreifende Beispiele entnommen werden, z. B. am 8. November
: „Item ein Maidlin, so von Gerspach kommen, auf dem Weg krank geworden
und zu Schöpfen vergraben". Die Gesamtzahl aller Toten dieses Jahres beläuft sich
auf 124, davon sind seit der Mitte des September 75 Tote, die mit der Todesursache
„peste" bezeichnet sind. Im Vergleich dazu die Anzahl vom Jahre 1608, es
waren 56. Der Stadtarzt Felix Platter von Basel, der sich eingehend mit der Basler
Pest befasste, schreibt, dass es „ zuo Schöpfen, do es seer starb". Im kommenden
Jahr 1610 geht das Sterben weiter, zum Jahresende werden 110 Tote gezählt. Die
erwähnten Familienmitglieder der Grether fallen auf: am 8. April ein Kind, am
9. August ein Kind und am 17. November die Ehefrau von Mathias Grether. Fünf
Leichen an einem Tag hatte der Pfarrer am 10. November und am 23. Dezember
zu beerdigen. Im Jahre 1611 steigt die Totenanzahl weiter an bis 177 allein in
Schopfheim, und im ganzen Pfarreibezirk bis 465, dazu die Vergleichszahl, das
Jahresmittel sind sonst 40 Sterbefälle. Als Beispiele seien wieder die Todesfälle
der Familie Grether genannt: am 3. März Sebastian Grether, am 9. April der Statthalter
Jakob Grether und am selben Tag ein Mädchen, am 27. April Hans Grether,
am 17. Juni die Frau von Hans Grether, schließlich noch am 21. Juni eine Tochter
desselben. Im Jahre 1612 ging dann die Zahl der Pesttoten auf 31 zurück, darunter
am 25. April Max Grether. Von dem bald nach den Pestjahren beginnenden
Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) war am Oberrhein lange Jahre nichts zu bemerken
, denn er griff in das Alltagsleben der Bewohner kaum ein. Z. B. die Märkte
wurden gehalten wie gewohnt. Das Jahr 1628 kam heran, der Markt am Luziatag
(13.12.) im Dezember fand statt, auch der Pfingstmarkt an Pfingsten 1629,
aber der Herbstmarkt an Michael (29. 9.) musste „wegen Sterbensleuffen"- eine
oft verwendete Bezeichnung, um das Wort Pest zu vermeiden - abgesagt werden.
Die Sterbeanzahl im Jahre 1627 überstieg die sonst gezählten 40 im Jahre 1628
noch nicht sehr stark auf 52. Doch dann setzte mit dem Monat Juli 1629 die Pest
voll ein. Im Kirchenbuch werden nicht allein die Toten der Stadt Schopfheim, sondern
auch die der zur Pfarrei gehörenden Orte mitgezählt: 625 Tote im Gesamtgebiet
und 465 in Schopfheim. Auch das benachbarte Hasel war 1629 von der Pest
betroffen.28 Also gesamt im Juli 82, im August 94, im September 78, im Oktober
48 und im November 47. Im Juli und August gab es Tage, an denen vier oder fünf
Beerdigungen stattfanden. Die immer wieder beobachtete Winterpause, die die
Pest abflauen lässt, hatte bald ein Ende, denn 1630 gab es wieder 160 Todesfälle.
Erst 1632 sank die Zahl unter das gewohnte Jahresmittel auf 32. 1634 war wieder
ein Pestjahr mit 133 (131) Toten. Wenn das im Vergleich zu den vergangenen
152
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