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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 158
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0160
(nicht in der Kirche) beerdigt werden. In den beiden Jahren 1593 und 1594 belief
sich die Anzahl der Pesttoten zusammen auf 36 Personen. 1610 und 1611, ebenso
1628/9 waren wegen der Pest mehr Tote als sonst während der Jahre. 19 sollen es
1628 gewesen sein. Auch zum Jahr 1629 gibt es eine bemerkenswerte Eintragung
im Kirchenbuch. Im Schopfheimer Spital starb am 15. Dezember die Frau von
Hans Bender in Höllstein und am selben Tag sein fünfjähriges Kind. Die weiteren
zur Kirchengemeinde Steinen gehörenden Orte Endenburg, Hüsingen, Schlächten-
haus und Weitenau haben wahrscheinlich eine ähnliche Geschichte erlebt. Vor allem
in den Jahren 1593/94 und im Dreißigjährigen Krieg werden vermehrt Pestfälle
aufgetreten sein.

Todtnau

Dorf sagen, in denen von erhöhtem Sterben berichtet wird, sind oft Pestsagen.
Weil sich die Menschen nicht erklären konnten, warum plötzlich ringsum Nachbarn
und schließlich im eigenen Haus alle starben, war die Pest die einzige Erklärung
. Meist steckt in diesen Erzählungen ein wahrer, auch historisch erklärbarer
Grund. Das vollständige Aussterben Todtnaus wird in der Sage mehrfach erzählt.
Das erste Aussterben wird in die Jahre verlegt, als der sogenannte Schwarze Tod
das Abendland überzog und ein Großteil der Bevölkerung zwischen dem Mittelmeer
und der Nordsee starb. Eine Bestätigung dafür ist sicherlich das Verschwinden
der Namen von Bewohnern Todtnaus. Ein zweites Mal soll Todtnau nach 1477
ausgestorben sein. Dieses unbestimmte nach lässt das Aussterben wieder einer
Sage zuschreiben, aber es kann auch beobachtet werden, dass die beiden großen
Städte Basel und Freiburg Ausgangspunkt für das Sterben waren. In Basel war vor
dem genannten Jahr 1474/75 und danach 1494 die Pest und in Freiburg davor
1473/74 und im genannten Jahr selbst 1477 und danach wieder 1492. „Vergeblich
schlössen die Städte ihre Thore; vergeblich flohen geängstigte Schaaren auf's Gebirge
oder wallfahrteten an heilige Stätten; sechs Monate lang dauerte das Sterben
ohne Unterbrechung. Da auf einmal alle daselbst seßhaft gewesenen Menschen dahingestorben
waren, so hätte man den nunmehr menschenleeren Ort ,todte Au' genannt
." Um die Sage von der Pest rankt sich also auch die Erklärung des Ortsnamens
. Aus dem ursprünglichen Reichenau soll, nachdem die ganze Bevölkerung gestorben
war, dem Ort der Namen Todtnau gegeben worden sein. Reichenau hieß der
Ort nach dem Bergbau, der Reichtum für alle brachte. Ebenfalls können die Jahre
von 1611- 1613, als die Pest im ganzen Land herrschte, der Sage zu Grunde gelegt
werden. Aus Orten mit Bergbau ist eine immer wieder erzählte Pestsage bekannt.
Meist spielt sie sich im Dreißigjährigen Krieg ab. Die Bergleute verstecken ihr
Handwerkszeug, füllen die Eingänge in die Bergwerksstollen und verbergen damit,
dass die Feinde - oft werden die Schweden genannt - den Verdacht hegen, es wäre
hier etwas zu rauben. Aber die Feinde hinterlassen fast immer die Pest, und nach
dem Krieg gibt es keinen Überlebenden, der noch weiß, wo die Verstecke bzw. die
Gruben waren. Der Nekrolog des Klosters St. Blasien, der allerdings nicht wie ein
Pfarrei-Totenbuch zu lesen ist, zumal es nicht nur um die Pfarrei Todtnau geht, die

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