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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 10
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Überprüfung der frühen Nachrichten

Die Urkunden von 1113 und 1114 werfen - im Entwicklungszusammenhang betrachtet
- ein gewisses Licht auf die frühe Erschließung im Kleinen und im Oberen
Wiesental. Doch sind diese Urkunden zuverlässig, kann man sich auf sie stützen?

Die Schenkung von 1113 ist in mehreren deutschsprachigen Abschriften überliefert
, die auf eine Übersetzung aus dem 15. Jahrhundert zurückgehen. Ein lateinisches
Original konnte schon im 18. Jahrhundert nicht mehr gefunden werden.
Trotzdem gilt der Urkundentext in der Forschung ganz allgemein als echt. Nur
Otto Feger hat starke Bedenken erhoben und zur Vorsicht gemahnt. Feger hat die
Fassung im Karlsruher Exemplar des „Uber originum", eines Werkes von Abt
Kaspar I. Molitor aus den Jahren 1555 bis 1557, für die älteste Überlieferung gehalten
. Kritisch sei zu bemerken, dass die Urkunde in den ältesten Kopialbüchern
St. Blasiens fehle. Die verwendeten Formeln könne man in so später Übersetzung
nicht „unbedingt zuverlässig" prüfen. Möglicherweise habe der phantasiebegabte
Abt eine Zusammenstellung verfasst, für die „ein lateinischer Text gar nicht vorgelegen
hat"7

Dagegen hat Albert Bruckner hervorgehoben: Die Motivierung der Schenkung,
die Sorge für das Seelenheil, ist im 12. Jahrhundert üblich; die Pertinenzformeln zu
den geschenkten Gütern, die Formeln über die Zugehörden, wurden seit ältester
Zeit verwendet; in der Ortsliste erscheint der ursprüngliche Name Wahinkofen,
während daraus schon im 14. Jahrhundert Wenken geworden war, auch Oberbasel
war im 16. Jahrhundert nicht mehr geläufig. Die Graf Schaftsangaben stimmen, die
Namen des Schenkers und der Zeugen erscheinen auch in anderen Quellen der Zeit.
Bruckner hat geschlossen: Es gibt effektive Gründe für eine lateinische Vorlage8.

Außerdem existiert eine ältere Vorlage von ca. 1545, hier ist in der Besitzliste
nur ein Ortsname verlesen. Darüber hinaus liegt seit mehreren Jahren im „Urkun-
denbuch von St. Blasien" die kritische Rekonstruktion der Übersetzung aus dem
15. Jahrhundert vor. Sie zeigt eine gelegentlich unbeholfene, aber sehr ehrliche
Übertragung aus dem Lateinischen. Der unbekannte Mönch wusste verständlicherweise
kein deutsches Wort für „idus", die römische Monatsmitte, die je nach Monat
auf zwei verschiedene Termine fällt. So ließ er das lateinische Wort stehen9. Im
ganzen kann kein Zweifel an der Echtheit der Urkunde von 1113 bestehen.

Anders sieht es aus für die Urkunde zum Jahre 1114, die wirklich in lateinischer
Sprache abgefasst ist. Sie ist bereits als formale Fälschung entlarvt. Besser könnte
man von einer Verfälschung sprechen, zu der echte, falsche und veränderte Teile
zu gehören pflegen. Es liegen eine Vorfassung und eine Endfassung vor, die beide
erst Jahrzehnte später hergestellt worden sind. Die endgültige Ausfertigung ist sehr
wahrscheinlich vom Schreiber einer echten Urkunde von 1166 geschrieben. Außerdem
werden der seinerzeitige Bischof von Konstanz und der damalige Abt von
St. Blasien unzutreffend eingeführt bzw. gekennzeichnet.

Auch Inhalt und Aufbau der „Urkunde" für 1114 geben vielseitige Einblicke.
Ohne förmliche Einleitung beginnt gleich der Bericht, Burchard von Eichstetten

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