http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0036
Erinnerungen an den Kauf von Eis am Stiel, „Gutsele" und Nappos in Weckgläsern
, Liebesperlen und „Mohrenköpfen4'. Erinnerungen an die Wirtshäuser „Ochsen
", „Löwen" und „Alte Post", an Schule, Kirche, „Gendarmerie" und an das
Rathaus mit „Milchhüsli", Dorfarrest und Feuerwehr, in dem ich vor 75 Jahren als
Hausgeburt mit Hebamme und Vater als damaligem Landarzt und Geburtshelfer
zur Welt kam. Und Erinnerungen an meine eigene 32jährige Landarzt- und Notarzttätigkeit
in diesem Kleinen Wiesental, der „guten Stube des Landkreises".
Es ist Freitagabend, 19.00 Uhr. Die Tegernauer „Krone" erwacht zu neuem Leben
. An einem langen Holztisch spielen 10 Frauen Canasta. Ihr Lachen und lebhaftes
Diskutieren wird immer wieder durch den Höllenlärm einer Kartenmischmaschine
durchbrochen. Am Nebentisch wird unter Anleitung einer über 80jähri-
gen Mutter und ihres Sohnes das badische Nationalspiel Cego gespielt. An einem
weiteren Tisch ist ein Frauentreff. Der Stammtisch füllt sich. Zur späten Stunde
kommt noch der Tegernauer Musikverein. Die urige Gaststube ist wieder voller
Leben. Auf den „blutten" Holztischen fehlen lediglich die Aschenbecher. „Rauche
isch unxund! Eue Doc" steht auf einer schwarzen Tafel mit Kreide geschrieben.
Seit 16. Mai 1998 haben „Krone"-Freunde das zuletzt leerstehende, seit 1735
existierende Dorfgasthaus mit riesigem Gewölbekeller, historischem Fest-, Tanz-
und Theatersaal und altem „Schisshüsli" mit Pissoir und Plumpsklos nach dem
Motto „Ein Ort, an dem Kulturdenkmale verfallen, ist wie ein Mensch, der sein
Abb. 2: Gaststube in der „Krone", von Fritz Greule 1992 fotografiert
Archiv „Krone11
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