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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 96
(PDF, 41 MB)
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kriegsgericht sowie vom Geheimen Kriegsratskollegium vorliegen, auch alle Gerichtsakten
über soldatische Angelegenheiten im fraglichen Zeitraum (überwiegend
Vaterschaftsklagen von unverheirateten, von Soldaten geschwängerten Frauen
) - eine Akte über einen im Zusammenhang mit dem Totschlag oder gar Mord
gibt es nicht.

War es vielleicht ein verbotener Ehrenhändel unter Offizieren, den man auch
von Seiten des Militärs und des Adels bewusst unterdrücken wollte? War es
möglicherweise sogar ein Zivilist, der ihn „hinterrücks" erstach? Keinesfalls abwegig
, denn in mehreren Quellen wird auf die starken Spannungen zwischen der
Bevölkerung und den einquartierten Soldaten in Dresden berichtet.23) Und warum
stimmen die Todesdaten auf dem Epitaph in Neuenweg nicht mit den militärischen
Akten überein - nur eine auf der Textvorlage undeutlich geschriebene
„8" für den Sterbemonat August, die der Steinmetz als „5" (Mai) interpretierte
oder doch eine gezielte Täuschung zur Verschleierung der tatsächlichen Vorgänge
? Aber warum?

Warum überhaupt ein Epitaph für Johann von Marckloffski in Neuenweg - aus
dem dortigen Leichentext ist - im Gegensatz zu anderen Epitaphien - dazu kein
Hinweis zu entnehmen. Zumal auch innerhalb des Textes Besonderheiten auffallen,
die aber wohl primär mit dem Steinmetz bzw. dessen handwerklichen und sprachlichen
Fähigkeiten zu tun haben. Fehlende Buchstaben, vor allem „r" und „n" sind
meistens Abkürzungen. Nur vergisst er, sein Abkürzungszeichen anzugeben.

Auch Buchstabendrehungen sind damals gebräuchlich. Auffallend dagegen, dass
er mit dem Satzbau im Verlaufe seiner Arbeit ins Schleudern geraten ist. Die Or-
thografie muss man ihm - entsprechend der Zeit und auch möglicherweise seiner
Herkunft - im Wesentlichen nachsehen. So hat er sich einmal verschrieben, wie
der korrigierte Anfangsbuchstabe bei FUSZ verrät. Hier wollte er ursprünglich
wohl PFERD einmeißeln. Wobei diese Beschreibung jedoch die militärische Laufbahn
von Johann von Marckloffski korrekt wiedergegeben hätte, nämlich als LEI-
TENANT beim Leibregiment zu Ross wie auch beim Leibregiment zu Fuß. Auffallend
auch, wie sich gegen Schluss gleich mehrere orthografische Fehler einschleichen
(Abb. 8): Obwohl im oberen Textfeld links vom Wappen korrekt, dagegen
unten falsch: GOT(T), auch fügt er einen vergessenen Buchstaben bei G(N)
AD ein und im Leichentext fehlt beim Wort Regiment der Buchstabe „N" - was
wiederum jedoch auch seine Abkürzung sein könnte.

Ungewöhnlich aber ist, dass er über das Textfeld hinaus bis in die Schmuckleiste
hinein den Geburtsort, dessen Name wohl EMHAU ist, einmeißelte. Trotz intensiver
Suche - auch im historischen Ortslexikon von Oberschlesien, in dem die Orte
vor dem I. Weltkrieg noch in deutscher Sprache aufgelistet sind, konnte kein entsprechender
Ort gefunden werden.24) Möglicherweise war EMHAU gar kein Ort,
sondern ein Schloss oder Herrensitz.

Wobei man überhaupt das Gefühl hat, dass die dem Steinmetz als Vorlage dienende
Textvorlage zu umfangreich und die vorhandene Buntsandsteinplatte dafür
zu klein gewesen war. Möglicherweise stand er unter Zeitdruck, denn zwischen

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