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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 105
(PDF, 41 MB)
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vom „Jokulator", dem mittelalterlichen Spaßmacher. „Hänsele" ist vom italienischen
„Zanni" (=Giovahni=Hans) als mittelalterlicher Name für Akrobat und Komödiant
abgeleitet.

Der Verfasser bemühte sich, eine dieser Gestalten zu rekonstruieren und mit
neuem Leben zu erfüllen. Dabei stand der klassische Schwarzwälder „Blätzlihan-
seli" mit Flickenkostüm, weißer Halskrause und Saublöder Pate.6) Die in den alten
Narrenstädten überlieferten und je nach Region als Blätzli (Hochrhein/Basel),
Fleckli (Breisgau), Spättli (Ortenau) und Fotzli (Baar) - Hänsele bezeichneten
Narrenfiguren leiten sich ziemlich sicher vom Harlekin der Commedia dell'Arte
ab. Diese wurden im 18. und 19. Jahrhundert von den ärmeren Bürgern als Narrenkleid
getragen. Vor allem deswegen, weil die Figuren der Commedia dell'Arte sowohl
durch die Wandertheater als auch durch die Marionettentheater der Barockzeit
einschlägig bekannt waren. Die fasnächtliche Nachbildung dieser Kostüme
war mittels aufgenähter bunter Stofflappen und Flicken billig und eindrucksvoll
zugleich nachzubilden. Vor dem Verkauf bunt bedruckter Stoffe als Meterware
wurden die „Fasnethäser" selbst hergestellt. Der kleine Tegernauer Clown auf dem
beigegebenen Foto von 1931 trägt ein typisiertes Narrenkleid, das bereits mit in
der Fabrik bedrucktem Meterstoff hergestellt wurde.

Aufgabe der verlangten Narrengestalten war vor allem, in den voll besetzten
Wirtschaften den Schnitzelbänklern oder Moritatensängern7) Platz und Respekt
zu verschaffen. Die Schnitzelbänkler konzentrierten sich auf ihre Vorträge, die
mit Hilfe der Zettel an die Zuhörer verteilt wurden. Die maskierten Narren
schnurrten mit den Gästen, in Basel nennt man das „intrigiere". Der eine oder
andere Vortrag konnte auch schon derb ausfallen, sodass der Betroffene beleidigt
und grob reagierte. Deswegen waren maskierte Narren, mit der Saublöder bewaffnet
auch wichtig, um die vortragenden Schnitzelbänkler zu schützen. Der
Verfasser und sein Freund Markus Wursthorn aus Lörrach tragen das alte rekonstruierte
Tegernauer Narrenkleid mit einer nachgeschnitzten Kopie der ursprünglichen
Pappmachelarve an der Tegernauer Fastnacht seit acht Jahren und hoffen,
dass sie Tegernauer Aktive für diese überlieferte Form der Maskierung gewinnen
können.

Für die alte Fastnacht in Tegernau ist zu bedenken, dass Tegernau immer Hauptort
und Marktort8) und von alters her Kirchort für das gesamte Kleine Wiesental war. In
Tegernau existierten bis zur Aufgabe oder dem Abbruch der Gebäude neben der heutigen
Museumsgaststätte „Krone" und dem „Ochsen" der „Löwen", die „Alte Post",
früher noch das Gasthaus „Zum Maien" und der „Hirschen". In Schwand besteht das
Gasthaus „Sennhütte" und in Niedertegernau die „Rothenburg".

Das abgebrochene Gasthaus „Löwen" hatte einen Tanzsaal. 1825 wird in einem
Pächtervertrag aufgeführt, dass: „Wenn Tanzbelustigungen in diesem Hauß abgehalten
werden, so sollen diese in der unteren Stube abgehalten werden" (statt wie
bisher im oberen Stock).9) In Obertegernau lud die kurze Entfernung der Wirtshäuser
voneinander geradezu zum fasnächtlichen Umgang der Maskierten von Lokal
zu Lokal ein!

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