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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 110
(PDF, 41 MB)
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Und hier also ging der kleine Karl zur Schule. Es muss eine eindrucksvolle, eine
prägende Zeit gewesen sein, denn in späteren Erzählungen kam diesem Lebensabschnitt
immer eine besondere Bedeutung zu. Herausragend der Lehrer Gmelin, der
wohl ein Meister seines Faches war. Er setzte offenbar Pestalozzis Pädagogik von
„Kopf, Herz und Hand" idealtypisch um und die kleinen Wälderkinder profitierten
für ihr ganzes Leben. Und natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz in dieser
urtümlichen „Gemeinschaftsschule". Karl war begeistert, wenn der Lehrer mit
Flöte und Geige musizierte, aus einem Grammophon erklangen bis dahin nie gehörte
Kompositionen. Vielleicht wurde hier der Grundstein gelegt für die spätere
Begeisterung und das Engagement für die Musik, sicher aber für die ein ganzes
Leben andauernde Wissbegierigkeit und das Interesse an allem Neuen.

Wahrscheinlich war diese herrliche Schulzeit viel zu schnell vorbei. 1933 jedenfalls
begann nach der Entlassung aus der Volksschule die Ausbildung beim Forstamt
Badenweiler als „Kulturarbeiter" (welch' passende Berufsbezeichnung, wenn
man an später denkt) und Holzhauer. Dem Reichsarbeitsdienst schloss sich die
Einberufung zur Wehrmacht an, was sich zumindest in den ersten Kriegsjahren zu
einem Glücksfall für Karl Vollmer entwickeln sollte. Schon bald wurde man beim
Militär auf seine musikalische Begabung aufmerksam, sieben Jahre - von 1932 bis
1939 - hatte er im Musikverein Wies das Trompeten- und Posaunenspielen gelernt
. So gelangte der junge Unteroffizier zum Heeresmusikkorps Ulm und erlebte
mit ihm als musikalischen Höhepunkt mehrere Auftritte live bei Radio Prag sowie
im dortigen Staatstheater. Diese Zeit war trotz der kriegerischen Umstände ein Geschenk
für den begeisterten Musiker, die er nutzte, um seine Talente in Theorie
und Praxis zu entwickeln. Neben den ihm bereits vertrauten Blechblasinstrumenten
erlernte er auch das Spiel auf der Klarinette und anderen Holzblasinstrumenten
, selbst die Schlagzeuge blieben ihm nicht fremd.

Doch leider ging auch diese Zeit mit dem Fortschreiten des Krieges und dem
mittlerweile tobenden Russlandfeldzug unwiederbringlich zu Ende, mit Glück und
Gottes Hilfe blieben ihm Gefangenschaft oder Tod im Stalingrader Kessel erspart,
in dem seine Pioniereinheit fast vollständig unterging. Nach der Kapitulation und
kurzer Gefangenschaft konnte er 1946 heimkehren und begann unverzüglich -
wen wundert es - mit der Neugründung des Musikvereins Wies, der nach dem
Krieg, wie alle Vereine, zunächst von den Alliierten verboten war.

Zusammen mit wackeren Mitstreitern aus den Vorkriegsjahren und interessierten
jungen Männern gelang es rasch, den Musikverein „Freundschaft Wies" wieder zu
beleben. Sein Engagement als Dirigent und vor allem die Fähigkeit, jungen Menschen
das Musizieren fundiert zu vermitteln, hatte sich schnell herum gesprochen.
So wandte sich der damalige Sallnecker Bürgermeister Wilhelm Oßwald 1951 mit
der Bitte an ihn, aus dem früheren „Radfahrverein" Salineck einen Musikverein zu
machen. Ein schwieriges Unterfangen, denn Radfahren und Musizieren sind nicht
unbedingt verwandte Kunstrichtungen. Und es funktionierte trotzdem. Mit einer
gewaltigen Kraftanstrengung gelang es, praktisch von Null beginnend, den Musikverein
Salineck aufzubauen und bald zu einem harmonischen Klangkörper zu for-

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