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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 147
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0149
das kleine Stetten war von Hüningen aus der südwestlichste und nächst gelegene
Vorposten der Habsburger.

Auch das Deutsche Reich wollte sich nach den Erfahrungen des Dreißigjährigen
Kriegs und des Holländischen Erbfolgekriegs besser schützen können. Der Bau einer
Verteidigungslinie von Säckingen bis Heidelberg mit Sternschanzen und Verteidigungswällen
sollte das Innere des Deutschen Reichs vor französischen Angriffen
schützen. Teilweise konnte man sich dabei auf Anlagen stützen, deren Anfänge
schon auf das Mittelalter zurückgehen oder während des Dreißigjährigen Krieges
gebaut wurden. Unter Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, dem so genannten
Türkenlouis, wurde Ende des 17. Jahrhunderts mit dem Bau der neuen Anlage
begonnen. Er war aufgrund seiner Verdienste in den Kriegen gegen das Osma-
nische Reich zum militärischen Führer des Schwäbischen Reichskreises ernannt
worden und damit Verantwortlicher für den Bau. Die einzelnen Schanzen, wegen
ihrer Entstehungszeit auch Barockschanzen genannt, wurden aus Erdwällen und Eichenpalisaden
errichtet. Dazu wurden ebenfalls Bewohner der umliegenden Orte
zwangsverpflichtet. Reste dieser Schanzen sind heute noch bei Murg, Neuenweg
und Gersbach zu besichtigen. Sie gehören zum südlichen Teil des Gesamtkonzepts
und hatten eine vordere und eine hintere Linie. Diese Schwarzwaldlinie söllte ein
System verbundener Schanzen zwischen Murg und dem Feldberg bilden. Die gesamte
Verteidigungslinie wurde nie fertig gestellt.9 Doch selbst bei kompletter Fertigstellung
hätte sie große Teile der oberen Markgrafschaft und auch den Ort Stetten
nicht geschützt. Zwischen den französischen Festungen in Hüningen und Neu-
Breisach und der Schwarzwaldlinie lag dieses Gebiet vollkommen ungeschützt, als
Schlachtfeld und Aufmarschplatz aus militärischer Sicht ideal geeignet.

In diesem Sinne bilanziert auch Otto Deisler in seinem Buch über Stetten für die
Jahre nach dem Spanischen Erbfolgekrieg, Ende 1714: „Was aber für unsere Dörfer
für die Zukunft übrig blieb, war schwerste Not und völlige Verarmung, so dass
man bald nicht mehr wusste, wovon man leben sollte."10 Und man kann bei ihm
nachlesen, wie auch in dieser Konflikt beladenen Zeit die markgräflichen Beamten
des Oberamtes Lörrach der Versuchung nicht widerstehen konnten, die Habsburger
zu provozieren. Sie machten demonstrativ von ihrem beanspruchten Recht Gebrauch
, zur Durchsetzung der hohen Gerichtsbarkeit auch bewaffnet Stettener Gebiet
betreten zu dürfen: „Ein schwerer Fall von Jagdfrevel wurde 1706 behandelt.
Der Wildfrevler war aus Wehr gebürtig, also österreichischer Untertan und schon
wiederholt beim Wildern auf markgräflichem Gebiet erwischt und verwarnt worden
. Er wurde nach wiederholter Warnung in Haft genommen und mit 4 Mann
durch Stettener Gebiet transportiert. Verurteilt wegen Wilderei in wiederholtem
Maße wurde er dann auf dem Lörracher Marktplatz vorgeführt, indem er zunächst
in einem Halseisen an den Pranger gestellt wurde. Nachher wurde er mit Ruten
ausgehauen, indem man ihn dabei um den Marktbrunnen wiederholt herumtrieb.
Zuletzt wurde er des Landes verwiesen und in bewaffnetem Kondukt durch den
Stettener Bann an den Riehener Bannstein geführt und über die Grenze ausgestoßen
."11 Doch ob die Markgrafen dieses Durchführungsrecht tatsächlich hatten, war

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