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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 153
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0155
zwei Beamten des Oberamts sollten das Dorf Stetten besetzen und sämtliche Häuser
nach den drei Fischfrevlern durchsuchen. Die dreihundert Mann aber sollten
außerhalb des Dorfes in Bereitschaft stehen, falls sich in Stetten Widerstand zeige.
Nachdem alle Ein- und Ausgänge des Dorfs abgeriegelt waren, rückten die 70 Bewaffneten
ein, und sämtliche Häuser wurden durchsucht. Nirgends wurde einer der
Frevler entdeckt, bis man zuletzt in einem Haus einen alten Mann feststellte, der
krank im Bett lag und das Unglück hatte, Haas zu heißen. Den rissen sie aus dem
Bett und schleppten ihn trotz aller Beteuerung seiner Unschuld nach Rötteln, wo
man ihn in Haft behielt, ihn aber nach einigen Tagen wieder in Freiheit setzen

musste, weil man einsah, dass er nicht beteiligt gewesen sein konnte."16

t ■ ...

Es lit nicht bekannt, ob schon einmal fast 400 Bewaffnete in einer Nacht- und
Nebel-Aktion eingesetzt wurden, um drei erbarmungswürdige Fischwilderer fast
zwei Jähre nach der Tat zu ergreifen. Gäbe es eine diesbezügliche Tabelle, so stände
der regierende Markgraf Karl Friedrich aber sicher weit oben. Dass die ganze
Aktion zudem erfolglos war, ja kläglich endete, kommt als Pointe noch dazu. Man
braucht kein Jurist zu sein, um beurteilen zu können, dass hier die Verhältnismäßigkeit
nicht gewahrt wurde. In Wahrheit ging es gar nicht um den Fischfrevel,
sondern um eine Machtdemonstration gegenüber den Habsburgern: „Seht her, ich
bin der wahre Landesherr von Stetten." Denn er und seine Vorgänger empfanden
es als demütigend, die vorderösterreichische Verwaltung in Säckingen um Erlaub-
nis für den Durchgang über Stettener Gebiet fragen und deren Zollhäuschen akzeptieren
zu müssen. Die Menschen hier können froh sein, dass die Habsburger es
bei einer heftigen verbalen Protestnote beließen. Das Präsidium der Freiburger Regierung
schrieb damals an den Markgrafen die bitteren Worte: „Wir sehen ein,
dass das Oberamt Lörrach es sich zur Regel gemacht hat, nach dem jeweiligen
Gutbefinden in die jura austriaca [österreichisches Recht = Einfügung H.B.] einzufallen
und die Reichs- und Landesgesetze ohne Rücksicht auf die draufgesetzte
Verpönung irgend wie Rücksicht zu nehmen glatthin zu übertreten. Ein so gewaltiger
, mitten im Frieden ganz ungewöhnlicher und in den Reichskonstitutionen verpönter
ganz offensichtlich gegen das Erzhaus Österreich als der Landesherrschaft
ausgeübter Landesfriedensbruch ist derart, dass der Markgraf selbst ermessen
kann, dass hier eine sofortige Anzeige an die österreichische Regierung von Säckingen
aus erfolgen musste."17 Wie der Basler Lachsfangstreit hatte auch der
Stettener Fischfrevel einen guten Ausgang genommen, weil die beiden Großmächte
, Frankreich und Habsburg, die lokalen Konflikte nicht zum Anlass für eine Eskalation
genutzt hatten. Aber es war ein Spiel mit dem Feuer gewesen, auf das sich
vor allem die Markgrafschaft eingelassen hatte. Vielleicht hatte man Glück, dass
Frankreich und Habsburg zu diesem Zeitpunkt kein Interesse an weiteren militärischen
Konflikten hatten. Der Siebenjährige Krieg, der diesmal keine Auswirkungen
auf den Oberrhein mit sich brachte, war erst 1763 zu Ende gegangen. Und in
diesem hatten neben anderen sogar Österreich und Frankreich gemeinsam gegen
Preußen und Großbritannien gekämpft. Ein Krieg, der auch in den Kolonien geführt
wurde und damit sogar eine globale Dimension hatte.

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