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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 154
(PDF, 41 MB)
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V. Fazit

Alleine fünf Erbfolgekriege hatte es im Jahrhundert zwischen Dreißigjährigem
Krieg und 1764, dem Beginn des Stettener Fischfrevels, in Europa gegeben. Alle
fünf Kriege hatten im Spannungsfeld zwischen Habsburg und Frankreich stattgefunden
, in allen waren das obere Markgräflerland und die angrenzenden vorderösterreichischen
Gebiete massiv von den Kriegsfolgen betroffen, die Stadt Basel etwas
weniger. In dieser Zeit hatten die Markgrafen über ihre Vögte und Beamten im
Oberamt Lörrach mehrfach versucht, den vorderösterreichischen, katholischen
Sperrriegel Stetten zu knacken. Doch konnte dies gelingen, wenn selbst die Alpen
nicht als Sperrriegel ausreichten? „Im Krieg der Augsburger Liga war Victor Amadeus
IL, Herzog von Savoyen, trotz einer ehelichen Verbindung mit Frankreich, im
Juni 1690 der Koalition mit England, dem Reich und den Niederlanden beigetreten.
Von Juli bis September 1692 marschierte er an der Spitze einer Armee von vier- bis
fünftausend Mann in das Queyras-Tal und das Tal der Durance ein, um die französischen
Kräfte zu zerstreuen und aufzusplittern. Dabei verwüstete er Brücken und
Dörfer auf seinem Weg und vernichtete die Ernten. Gap, Embrun, Guillestre wurden
eingenommen und geplündert. Nur das Kommen des Herbstes und das Auftreten
der Pocken bei der piemontesischen Armee zwangen den Herzog, auf halben
Weg umzukehren. Damit war bewiesen, dass die Alpen als Sperrriegel nicht ausreichen
, um eine Armee zu stoppen."18 Stattdessen ließ der französische König Ludwig
XIV an der Durchbruchstelle durch seinen Militärarchitekten Vauban eine Festung
errichten. Der Stettener Sperrriegel dagegen hielt stand und überlebte auch den
massiven bewaffneten Einsatz markgräflicher Bewaffneter wegen des Fischfrevels
einiger seiner Bewohner. Der Markgraf Karl Friedrich konnte sein Ziel, die Landesherrschaft
über Stetten zu erringen, nicht verwirklichen.

Wären die geschichtlichen Abläufe anders gewesen, hätten der Stettener Fischfrevel
und die darauf folgende markgräfliche Machtdemonstration ebenfalls zu einem
der Anlässe werden können, deren Folgen in keinem Verhältnis zum ursprünglichen
Ereignis gestanden hätten. Zwar suchte die österreichische Regentin
Maria Theresia außenpolitisch den Ausgleich mit Frankreich. Aber vielleicht hätte
sie den Konflikt um den Stettener Fischfrevel zu einer Machtdemonstration gegen
den Markgrafen Karl Friedrich nutzen können, um durch die Übernahme der oberen
Markgrafschaft ihre vorderösterreichischen Lande südlich von Freiburg zu arrondieren
. Es wäre durch den Markgrafen nicht zu verhindern gewesen. Die Basler
hätten bei aller freundschaftlichen Bindung dem Markgrafen wohl kaum helfen
wollen und schon gar nicht können. Auch die Eidgenossenschaft wäre zu einer geschlossenen
Aktion nicht willens gewesen. Warum hätte man auch wegen der vergleichsweise
unbedeutenden Markgrafschaft Baden-Durlach den eigenen Zusammenhalt
oder sogar Bestand gefährden sollen? Zumal die Gelegenheit für Österreich
günstig schien, denn der französische König Ludwig XV. hat seinen Staat
immer tiefer in die Krise geführt. Die Staatsverschuldung durch verschwenderische
Hofhaltung und aufwändige Kriegführung durch seinen Urgroßvater, den

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