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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 155
(PDF, 41 MB)
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Sonnenkönig, hatte er nicht stoppen können. Mit dem Tod von Kardinal Fleury,
den wir noch aus dem Basler Lachsfangstreit kennen, hatte er 1743 seinen politisch
fähigsten Berater verloren. Zunehmend war er unter Einfluss seiner Mätressen
geraten, vor allem unter den von Madame Pompadour. Zudem verhinderten
die privilegierten Stände von Adel und Klerus eine Finanzreform. Auch musste
Ludwig XV. eine empfindliche Niederlage nach dem britisch-französischen Kolonialkrieg
1763 im Frieden von Paris hinnehmen, indem er fast ganz Nordamerika
an Großbritannien verlor. Gerade deswegen hätte er nach einem außenpolitischen
Erfolg lechzen können und die habsburgische Strafaktion gegen die obere Markgrafschaft
als Provokation Frankreichs auffassen und von der Festung Hüningen
aus losschlagen können. Genau wie dieses beschriebene Szenario ist es natürlich
pure Spekulation, wie sich dann die anderen Großmächte Preußen, Großbritannien
und Russland verhalten hätten. Auf jeden Fall hätte ein großer europäischer Konflikt
entstehen können und der Stettener Fischfrevel würde als Anlass einer großen
geschichtlichen Wirkung in einem Atemzug mit dem Thesenanschlag Luthers,
dem Prager Fenstersturz und dem Sturm auf die Bastille genannt werden und in
den Geschichtsbüchern stehen.

So brauchte es den letztgenannten Anlass und die durch ihn ausgelöste Französische
Revolution sowie die daraus folgenden napoleonischen Kriege, bis die Markgrafen
das werden konnten, was durch die Machtdemonstration gegen die Stettener
Fischfrevler bezweckt wurde, nämlich Landesherren von Stetten. 1771 erbte
Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach die Markgrafschaft Baden-Baden und
die beiden seit über vier Jahrhunderten getrennten Linien konnten unter dem Namen
Markgrafschaft Baden wiedervereinigt werden. Dies war noch ein Geschehnis
, wie es in die Zeit mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Erb- und Heiratspolitik
passte. Erst Napoleons Wirken veränderte die Landkarte Deutschlands und die
darin wirkenden Kräfteverhältnisse entscheidend. Der Stern Habsburgs begann
durch Niederlagen gegen Napoleon zu sinken, Markgraf Karl Friedrich hatte sich
dank seines genialen Bevollmächtigten Sigismund von Reitzenstein, zuvor Oberamtmann
von Lörrach, ein gutes Verhältnis zu Frankreich gesichert. Das zahlte
sich aus. Schon durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 konnte Baden
seine Fläche und Einwohnerzahl verdoppeln. Und der Markgraf stieg zum Kurfürsten
auf. Nach der verlorenen Schlacht von Austerlitz mussten die Österreicher
1805 dem Pressburger Frieden zustimmen: „Österreich wurde aus Süddeutschland
verdrängt, die vorderösterreichischen Lande zwischen Baden und Württemberg
aufgeteilt, wobei Baden mit dem größeren Teil des Breisgaus, der Ortenau und der
Stadt Konstanz die territoriale Bindung zwischen seinen Landesteilen herstellen
konnte."19 1806 musste Baden als Dank für die Vergrößerung von Napoleons Gnaden
dem Rheinbund mit Frankreich beitreten. Die Rheinbundstaaten traten deswegen
auch aus dem Deutschen Reich aus. Der Habsburger Franz II. legte daraufhin
die Kaiserkrone nieder. Dies war das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher
Nation, das rund 1000 Jahre bestanden hatte. Markgraf Karl Friedrich erhielt
zwar nicht, wie er eigentlich erwartet hatte, nun die Königskrone wie die Würt-

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