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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 185
(PDF, 41 MB)
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„Die Welt ist nunmehr in das 20. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung eingetreten
. Gewaltige Fortschritte auf allen Gebieten, epochemachenden und Entdeckungen
hat das 19. Jahrhundert in seinem Laufe der zivilisierten Menschheit gebracht
, während es daneben reich an politischen Erschütterungen und Umwälzungen
speziell in Europa war."4

Müller erwähnte den Dänischen Krieg von 1864, den Deutschen Krieg von 1866,
den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, Kriege, die „Blut und Eisen" (Bismarck
) markierten und auf die gewaltsamen Ursprünge des jungen Deutschen Reiches
verwiesen. Unerwähnt blieben die Revolutionsjahre 1848 und 1849, die das
Markgräflerland bekanntlich nachhaltig erschütterten. Das neue Kaiserreich war
eben trotz der aufstrebenden Sozialdemokratie ein autoritärer Staat, und es war kein
Platz für die Erinnerung an gescheiterte demokratische Experimente.5 Nicht nur die
Gesellschaft war ausgesprochen hierarchisch ausgerichtet und von einem grassierenden
Militarismus geprägt, sondern auch die Familien. Den Eltern schuldeten die
Kinder unbedingten Gehorsam. Fleiß, Disziplin und Pünktlichkeit waren absolute
Pflicht.6 Fischer hatte vor seinem Vater, wohnhaft an der Hauptstraße 60 in einem
leider 1974 abgerissenen schönen alten „Judenhaus", „einen großen Respekt"7.
Großvater Heinrich Schäfer, Malermeister, hatte das stattliche Haus erworben. Wie
Fischer herausstreicht, liebte er seinen Vater innig. Dieser schlug ihn nie, damals
eine absolute Ausnahme. Hatte er etwas „gebosget", pfiff ihn der Vater herbei und
sprach ruhig, aber bestimmt. Das half mehr als tausend Schläge.

Dennoch war Fischer ein eher ängstliches Kind, wie er selber schreibt. Gewitter
oder in Abendstunden erzählte Geistergeschichten ängstigten den Knaben sehr.

„Um das Kinderherz zu beruhigen, konnte es sein, dass mein Vater mich bei der
Hand nahm und mit mir auf die Terrasse stieg, um mir die Vorgänge zu erklären.
Er wusste alles so plausibel darzustellen, dass das Blitzen und Donnern für mich
zu natürlichen Geschehnissen wurden."8

Schon früh nahm der Vater seinen Sohn auch auf Spaziergänge mit, gekrönt von
einer Limonade „gelb oder rot" und einem feinen Käsebrot in Ganters Gartenwirtschaft
„Zum Bad". Seine erste große Bergwanderung blieb Fischer ebenfalls in lebendiger
Erinnerung. Mit dem Dampfbähnli fuhren Vater und Sohn zur Hasenburg
in Oberweiler. Steil ging es den Berg hinauf, immerhin vergaß man nicht, sich im
Wirtshaus zu stärken. Die Passage zeigt, dass der Vater sich um Fritz kümmerte,
sich trotz seiner beruflichen Belastung als Malermeister Zeit nahm und dem neugierigen
Sohn die Schönheiten des Markgräflerlands näher brachte, einen Samen
legte, der später aufgehen sollte.

Für den Sohn war auch die Werkstatt des Vaters ein interessanter Tummelplatz.
Alles hatte dort seine Ordnung. Sauberkeit wurde großgeschrieben. Vor allem das
Terpentin sagte Fischer zu. Daran rochen die Kinder gerne.9 Der Vater war ein sehr
begabter Handwerksmann:

„Und wie tiftelig wurde gemalt! Deichseln, Wagscheite, Karosserie und Räder,
ja Speiche um Speiche erhielten hauchdünne Zierstriche, die mit dem feinen langhaarigen
Pinsel aus kostbaren Dachs- oder Marderhaaren frei von Hand gezogen

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