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Abb. 3: Ehemalige Synagoge Müll he im
man allzu kategorisch von einem spezifisch deutschen „eliminatorischen Antisemitismus
" redet, wie das der amerikanische Historiker Daniel Jonah Goldhagen in
seinem Bestseller „Hitlers willige Vollstrecker" getan hat.
Schluss
1910 oder 1911 beunruhigte die Müllheimerinnen und Müllheimer eine seltene
Himmelserscheinung: Ein Komet war am Himmel zu beobachten.
„Am Tisch, wenn die Familie beisammensaß, bei den Nachbarn und auf der
Straße hörte man bald nur noch von dem bevorstehenden, seltsamen Geschehen
am Himmel sprechen. (...) Von ihm sei nichts Gutes zu erwarten. Es werde bald
Krieg geben, sagten die einen, die andern kündeten gleich den Weltuntergang an,
oder der Komet werde auf die Erde hinunterfallen und an seiner Aufschlagstelle
verheerende Zerstörung anrichten. Die Angst ging um. (...). «Mög uns der Komet
kei Unglück bringe!» dachten alle."34
Kometen galten seit alters als Propheten und Unglücksbringer. So deuteten bereits
in der Frühen Neuzeit (1500-1800) zahllose Flugschriften Kometen als
Zuchtruten und Warnboten Gottes.35 Die Müllheimer Kometenfurcht zeigt auf,
dass die Menschen merkten, dass bei allem Fortschrittsglauben Gefahr drohte, die
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