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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 65
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tendsten Textilunternehmer im oberrheinischen Gebiet. Im Jahre 1770 fanden bei
ihm über 2000 Menschen als selbständige Heimspinner und Heimweber Beschäftigung
. So wurden die Menschen aus dem Wiesental als Hersteller erstklassiger
Webwaren weithin bekannt.

Für die frühindustrielle Zeit - den Zeitraum zwischen 1750 und 1800 - ist der
Kreis Lörrach eine der interessanten Regionen. Seine geographische Lage, seine
geologische Beschaffenheit und seine politischen Herrschaftsverhältnisse waren
hier für die Entwicklung entscheidend. Dazu kamen in beiden Teilen Herrscher,
die für Neuerungen aufgeschlossen waren: die Landesmutter Maria Theresia und
der Aufklärer Joseph II. für die vorderösterreichischen Gebiete, Markgraf Karl
Friedrich für die Markgrafschaft Baden.

Das Wiesental brachte die für die Industrialisierung der Frühzeit notwendigen
Voraussetzungen mit. Es hatte ein großes und billiges Arbeitskräftereservoir, das
durch die bereits heimisch gewordene Hausindustrie auch qualitativ den Anforderungen
an Textilarbeitnehmern entsprach. Außerdem waren durch die Wasserkraft
des Flusses Wiese und von Holzvorräten in den Waldgebieten die zum Aufbau von
Kleinbetrieben vor der Elektrifizierung nötigen Energiequellen vorhanden.

Größere städtische Zentren gab es nicht, so dass der in den Städten übliche
fabrikfeindliche Zunftzwang keine Rolle spielte. Dazu kam noch die günstige
Lage an der Schweizer Grenze.

Politische Ereignisse brachten den ersten Erfolgen der „Hausindustrie" schwere
Rückschläge. Die 1789 beginnende Französische Revolution versperrte die Ausfuhr
ins Hauptabsatzgebiet Elsass. Ein weiterer schwerer Schlag für die gerade
aufblühende Textilindustrie war die 1806 durch Napoleon erwirkte Kontinentalsperre
, die den Import von Baumwolle zum Erliegen brachte.

Die industrielle Revolution im Textilbereich begann mit der Erfindung der mittels
Wasserkraft angetriebenen Spinnmaschine und der Dampfmaschine im Jahre
1769, der Erstellung des ersten brauchbaren mechanischen Webstuhls im Jahre
1786 und einer Webmaschine, die mit Lochkarten gesteuert wurde, durch J. M.
Jacquard aus Lyon im Jahre 1805. Durch diese Erfindungen und den entsprechenden
Maschinenbau wurden Großbritannien und dort vor allem Manchester führend
in der Textilbranche.

Im Wiesental sollte es noch länger dauern, bis die Mechanisierung der Garn-
und Stoffherstellung in größerem Umfang Einzug hielt. Bis es soweit war, beschäftigte
beispielsweise die Firma Rümmele und Philipp, Manufaktur von Baumwolltuch
aus Zell im Wiesental, im Jahr 1810 300 Spinner und 85 Weber in Heimarbeit
. Ein ähnliches Unternehmen von Joseph Peter Stib beschäftigte 1815 300
Weber und Handspinner.

Doch es dauerte nicht mehr lange, bis aus Heimarbeitern abhängige Lohnarbeiter
in Fabriken wurden. Peter Koechlin, der rückblickend als „Vater der Wiesentäler
Textilindustrie" bezeichnet wurde, hatte bereits 1816 in Steinen, 1821 in Stetten
und 1826 in Zell im Wiesental Handwebereien als Filialen seines Lörracher
Werkes in Fabrikgebäuden errichtet.

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