Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 67
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0069
Schweizer Unternehmer im Wiesental

Der durch die Diskussion um den badischen Beitritt zum Zollverein ausgelöste
Boom mit maßgeblicher schweizerischer Beteiligung nahm seinen Anfang 1834
und umfasste zehn große Fabrikneubauten, von denen nur die Spinnerei von Gottschalk
& Grether in Schopfheim und Peter Koechlin in Zell im Wiesental nicht mit
eidgenössischem Kapital errichtet wurden. Dies waren: 1836 Spinnerei Sarasin &
Heusler, Haagen, 1837 Wollspinnerei + Weberei vom Hove, Lörrach, 1838 Spinnerei
Böiger, Zell i. W., 1840 Spinnerei + Weberei L. Merian, Höllstein, 1841
Spinnerei + Weberei Böiger, Iselin & Co, Schönau, 1847 Spinnerei F. Straub, Lörrach
, 1848 Spinnerei Grether & Co, Atzenbach.

Außerdem hatte der Basler Wilhelm Geigy im Jahre 1835 in Maulburg eine
komplette Baumwollspinnerei mit 7400 Spindeln und eine mechanische Weberei
mit 40 Maschinen errichtet. Aufgrund des positiven Geschäftsverlaufs wurde 1844
im benachbarten Steinen eine Webereifiliale eröffnet.

Zusammen mit dem Neubau der Fabrikanlagen wurde zunehmend von den einfachen
Handwebstühlen auf die mechanischen Webstühle umgestellt. Mit den neuen
Maschinen, die mit Transmissionen mittels eines Wasserrades angetrieben wurden
, konnte der Weber statt bisher einen Meter nunmehr drei bis vier Meter Gewebe
in der Stunde herstellen, wobei er 3 bis 4 Webstühle zu beaufsichtigen hatte.
Dieser enorme technische Fortschritt führte auch im hiesigen Raum zu sozialen
Unruhen, da man befürchtete, dass viele Arbeitsplätze wegfallen würden.

Die Auswirkungen waren aufgrund des ständig wachsenden Absatzes der Textilien
hier nicht so dramatisch wie beim Weberaufstand 1844 in Schlesien, über den
Gerhart Hauptmann sein berühmtes Drama „Die Weber" schrieb. Dort gab es, wie
Hauptmann recherchierte, Kinder von Heimarbeitern, die tatsächlich an Unterernährung
starben.

Soziales

Lediglich einen kleinen Teil der Beschäftigten konnten die Unternehmer direkt
aus den Ansiedlungsorten ihrer Produktionsstätten rekrutieren. Nur materielle Not
trieb die Menschen in die Fabrik mit den überlangen Arbeitszeiten, harten, ermüdenden
Arbeitsbedingungen und den strengen, von Fabrikordnungen bestimmten,
durch Aufseher und Meister kontrollierten Reglementierungen.

Wer von Landwirtschaft, Handwerk oder beidem gemeinsam eine Existenz bestreiten
konnte, mied den auch von Zeitgenossen als sozialen Abstieg betrachteten
Gang in die Fabrik.

Die Arbeiterschaft kam vor allem aus den Gebieten, in denen durch Bevölkerungswachstum
und Realteilung das Existenzminimum nicht mehr für alle gewährleistet
war und somit Auswanderung oder Industriearbeit die Überlebensalternativen
darstellten. Nicht wenige der so in die Fabriken gezwungenen Arbeitskräf-

67


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0069