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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 68
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te waren junge Frauen und Kinder, da gerade die Textilproduktion zahlreiche vermeintlich
leichte und entsprechend schlecht bezahlte Tätigkeiten mit sich brachte.

Nach einer Aufstellung aus dem Jahre 1841 beschäftigte Geigy in seinem Unternehmen
56 Männer, 59 Frauen und 101 Kinder, gemeint waren Jungen und Mädchen
zwischen 9 und 13 Jahren.

Die Mehrzahl dieser Menschen wurde lediglich kurz angelernt und hatte allenfalls
über die heimische Handspinnerei und -Weberei Erfahrungen mit der Materie.
Die eigentlichen Spezialisten, die Meister, Techniker und Kaufleute, konnten nicht
im Wiesental oder den benachbarten Regionen gefunden werden, sondern kamen
wie im Übrigen auch ein Teil der Hilfsarbeiterschaft aus den Industriegebieten der
Schweiz und des Elsass.

Der vom badischen Staat betriebenen Förderung von Fabrikgründungen stand
durchaus Skepsis oder sogar Ablehnung in den Ansiedlungsgemeinden gegenüber,
die unmittelbar mit den alltäglichen Problemen und finanziellen Belastungen
durch die plötzliche Zuwanderung der ortsfremden Arbeiterschaft konfrontiert
wurden.

Kinderarbeit

Kinderarbeit im 19. Jahrhundert gab es natürlich nicht nur in der Textilindustrie,
sondern in größerem Umfang neben der Landwirtschaft auch in der Schwerindustrie
und dem Bergbau. Bei uns im Wiesental war sie neben der Landwirtschaft und
der Heimarbeit besonders häufig in der aufstrebenden Textilindustrie und der
Bürstenherstellung anzutreffen.

Mit welchen Arbeiten wurden die Kinder betraut?

Als die Mechanisierung der Spinnereien noch nicht weit gediehen war, also bis
in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts, reinigten sie vor allem die Rohbaumwolle
von Samenkörnern und Kapselteilen, legten sie in die Karden ein und wickelten
anschließend die Baumwollbänder für die Vorspinnerei auf. Dazu kamen das Spulen
und Umspulen.

Später, in der stärker mechanisierten Baumwollspinnerei, mussten sie am Spinnstuhl
Papierhülsen und Spulen aufstecken, dann die „Bobinle" in Kisten einlegen.
Und weil sie klein waren, dies gilt natürlich besonders für die jungen Mädchen,
und besser als Erwachsene unter die Spinn- und Webmaschinen schlüpfen konnten
, hatten sie mit ihren kleinen Fingern das diffizile Geschäft des Anknüpfens zu
besorgen und die Fusseln am Boden zusammenzukehren. Die anfallenden Baumwollabfälle
waren zu zerzupfen, um sie wieder dem Produktionsprozess zurückzugeben
.

Es waren also alles Hilfsarbeiten unter Aufsicht von Männern und Frauen, die
vor allem die Maschinen bedienten, oftmals waren es die eigenen Kinder.

Dieses Zusammenarbeiten machte es nötig, dass die Kinder während der ganzen
Arbeitszeit anwesend sein mussten. Und diese Arbeitszeit war lang: Im Winter

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