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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 100
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0102
rend der Abwesenheit des Amtmannes besorgte ein Amtsverwalter die täglich vorkommenden
Amtsgeschäfte. Er führte das Frevelregister, zog die zweimal im Jahr
fällig werdenden General-Umgelder ein und überwachte die herrschaftlichen Bauten
. Er durfte jedoch nicht selbständig handeln.

Schon wenige Wochen nach Fridolin Webers Tod beauftrage Franz Ignaz Ludwig
von Schönau dessen noch jungen Sohn, Fridolin Weber II, Constanze Mozarts
Vater und Carl Maria von Webers Onkel, mit demselben Amt, aus dem er 16 Jahre
zuvor dessen Vater verstoßen hatte. Dies jedoch zu einem viel geringeren Gehalt.
Von Fridolin Weber II ist bekannt, dass er allein im Jahr 1755 in herrschaftlichen
Angelegenheiten 193 Tage (Tag und Nacht) zu Pferde unterwegs war.

Es war ein seltsames Dienstverhältnis, das Fridolin Weber mit seinem Dienstherrn
hatte, schuldete dieser seinem Vater und damit dessen Erben, also auch ihm,
dem jetzigen Amtmann, rund 5000 Gulden, für die er Schuldverschreibungen auf
seine Freiburger Besitztümer und das Zeller Amtshaus ausgestellt hatte. Demnach
hätte der Baron allen Grund gehabt, sich der Familie Weber erkenntlich zu zeigen.

Im Mai des Jahres 1754 wurde Fridolin Weber vor versammelter Bevölkerung
vereidigt, wobei ihm jeder Untertan das Handgelübde ablegen musste. Dass sich
Fridolin in einem in der französischen Sprache abgefassten Zeugnis einer Madame
Gilette aus Colmar am 31. Juli 1755 eine „gute Veranlagung und einen guten
Charakter" bestätigen ließ, deutet darauf hin, dass er zu dieser Zeit schon darauf
bedacht war, seinen Ruf zu festigen. Seine Beziehung zum Dienstherrn entwickelte
sich nämlich noch viel spannungsgeladener und dramatischer als die seines
Vaters. Durch den Tod des Vaters wird er gezwungen gewesen sein, sein Jurastudium
abzubrechen, sich auf eigene Füße zu stellen und das Angebot des Barons
anzunehmen.

Seit der Amtszeit seines Vaters hatte sich die Einwohnerzahl von Zell verdreifacht
. Fridolin Weber wohnte im Zeller Amtshaus, in dem er im Jahr 1733 geboren
wurde. Das Jahr seiner Geburt hatte dem Vater viel abverlangt:

Gegen Ende dieses Jahres brach der Polnische Erbfolgekrieg aus. Bald darauf
erschien ein Exekutionskommando von 150 französischen Dragonern und ebenso
vielen Grenadieren, die den Vater, den Vogt, sechs Geschworene und zwei weitere
Bürger als Geiseln nach Hüningen in der Nähe von Basel abführten. Die Gemeinde
Zell hatte sich geweigert, den auf einem Streifzug durch das Wiesental gestellten
Forderungen der Franzosen nachzukommen und 2256 Palisaden, 23 Eichen
und 920 Gulden zu liefern. Nun verlangte das Exekutionskommando um die 1012
Maß Wein, 200 Laib Brot und Futter für 150 Pferde. Zur Abführung der auf dem
erneuten Streifzug gefangenen österreichischen Soldaten und Offiziere musste Zell
15 Pferde stellen, die nicht mehr zurückgegeben wurden. Das Pferd des Vaters
mitsamt Sattel und Pistole nahm der französische Oberst Montauban an sich. Der
Zeller Christian Gembser brachte den Gefangenen Briefe und Kleider, ein Deutsch
sprechender französischer Dragonerwachtmeister vermittelte zwischen ihnen und
der Militärbehörde. 38 Tage wurden die Zeller Geiseln in Hüningen festgehalten,
doch bald nach Entrichtung der gestellten Forderung wieder freigelassen.

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