Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 103
(PDF, 39 MB)
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und zu sagen, dass er sein Amt freiwillig niedergelegt habe. Somit würde er, der
Baron, keine Mühe scheuen, ihm zu einer neuen Stellung zu verhelfen. Diese falsche
Gnade lässt das schlechte Gewissen und die bösen Absichten des Barons und
seiner Anhänger erahnen.

Fridolin Weber wurde nun zum Sündenbock für alles Vorgefallene, und eine
wüste Hetze wurde gegen ihn in Szene gesetzt. Zweifelhafte Zeugen wurden nach
Freiburg geladen, und auf herrschaftlichen Befehl lief der alte Amtsdiener von
Haus zu Haus und forderte die Leute auf, „brav wider den Amtmann aufzuhauen".
Montfort musste Webers Amtsenthebung gleich auf dem Zeller Blauen bekanntmachen
. Der Sekretär und zukünftige Zeller Amtmann Brenzinger, Fridolin Webers
einstiger Freund und Trauzeuge, forderte die Bauern unter Versprechen des
Nachlasses fälliger Strafgelder auf, sich gegen Weber zu wenden. Die Bauern gaben
dem vielseitigen Druck nach.

Weber versuchte, sich mit seinem Dienstherrn außergerichtlich zu einigen, nicht
zuletzt weil seine Frau mit der vierten und jüngsten Tochter, Sophie, schwanger
war und kurz vor der Entbindung stand, was dem Baron bekannt war. Doch Fridolin
Weber wusste, würde er sich jetzt, auf den Winter hin, mit Weib und Kind ohne
Anstellung auf und davon machen, so musste selbst der Dümmste annehmen, dass
er sich etwas Schweres habe zu Schulden kommen lassen. Ein Gespräch mit Franz
Ignaz Ludwig in Freiburg unter vier Augen blieb ohne Erfolg. Schon bald ließ dieser
in Zell der versammelten Gemeinde durch den Vogt seinen bisherigen herrschaftlichen
Sekretär Konrad Brenzinger als Amtmann verkünden. In seiner Not
wandte sich Fridolin Weber am 23. August an die Priminstanz mit der Bitte, von
dem Baron erst den Beweis für seine schweren Anschuldigungen zu verlangen und
bis zur Entscheidung der Angelegenheit seine Wiedereinsetzung zu erwirken.
Schon am 31. August machte die Priminstanz dem Baron die Auflage, Weber samt
seiner Familie „unbekränkt", also unbeschadet, in der Amtswohnung zu belassen.

Doch es kamen andere Ereignisse zuvor: Mitte November erschien der Forstbauer
von Zell in Fridolin Webers Wohnzimmer, beleidigte ihn aufs Gröbste und
schrie darauf noch vor dem Amtshaus, der Amtmann sei ein „Spitzbub, Schelm,
Hundsfott, Hurenbub, Lausbub", er solle sich zum Galgen packen. Weber beschwerte
sich sofort bei dem zufällig anwesenden Amtmann Brenzinger und forderte
die Festnahme des Forstbauern. Doch schon nach drei Stunden ließ Brenzinger
diesen wieder laufen. Brenzinger selbst machte sich am anderen Morgen noch
vor Tagesanbruch davon. Damit hinterließ er seinen Schmeichlern den stillen Zuspruch
, dass sie mit Weber ungestraft willkürlich verfahren könnten. Tatsächlich
ließ auch bald einer darauf verlauten: Wenn dies mit einer dreistündigen Strafe abgehe
, wolle er sich an dem einstigen Amtmann auch noch abreagieren.

In diese dramatischen Zeiten fielen die ersten zwei Lebensjahre von Fridolin
Webers Tochter Constanze, der späteren Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart,
die am 5. Januar 1762 als dritte seiner vier Töchter in Zell geboren wurde. Wegen
der vom großen Stadtbrand im Jahr 1818 vernichteten Kirchenbücher fehlte lange
Zeit der endgültige Beweis in Form einer Geburtsurkunde. Was Friedrich Hefele

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